Seniorennachmittag Pfarrhaus Crock

Filmaufnahmen von 1982

„Ach Vater, lass doch die alten Geschichten. Die hast du alle schon tausend Mal erzählt!“
Der Vater schluckt und senkt den Blick. Seine Tochter ist doch die einzige, mit der er noch reden kann. Ab und zu wechselt er ein paar Worte mit dem Briefträger, der jeden Morgen kommt. Doch der ist immer in Eile. Es ist schrecklich.

„Neue Geschichten habe ich nicht“, sagt er leise und in seinen Augen schimmern Tränen. „Hier passiert doch nichts und was morgen sein wird, das weiß ich nicht. Was soll ich also anderes erzählen, als Geschichten aus der Vergangenheit?“

Da kam meine Einladung zu einem Seniorenkaffee gerade recht. So eine Kaffeerunde, wie auf den Filmaufnahmen von 1982 zu sehen, ist eigentlich der Hauptgewinn in der kirchlichen Gemeindearbeit. Die Runde läuft von selbst. Ein geheizter Raum, Kaffee und Kuchen und die „Alten“ kamen in Scharen. Sie blieben drei Stunden und gingen dann zufrieden wieder nach Hause.

Aber in dieser Zeit haben sie soviel von früher erzählt, dass ich nur staunen konnte. Langsam hatte sich dann bei mir ein Bild von der Vergangenheit der Kirchgemeinde und des Dorfes Crock herausgebildet. Das hat mir als neuer Pfarrer von Crock in meiner täglichen Arbeit mit der Kirchgemeinde sehr geholfen. Vieles konnte ich besser verstehen, auch den Dialekt. Es hat mir immer viel Spaß gemacht.

Natürlich funktionierten diese Kaffeerunden nur im Winterhalbjahr. Im Sommer war es ja lange hell und da gab es viel zu Hause zu tun, also wenig Zeit für die alten Geschichten, die eigentlich keiner so richtig hören wollte. Also freute man sich im Herbst wieder auf die Einladungen des Pfarrers.

Einen Filmschnipsel zum Senioren-Kaffee habe ich in meiner Kiste wiedergefunden … ein Beitrag für die Crocker Chronik.

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