Schulentwicklung – wie weiter?

Schüler nicht „dressieren“, sondern für das Leben wappnen…

Obwohl ich schon das Schulreferat nach 10 segensreichen Jahren von Heute auf Morgen im Dezember 2004 verlassen mußte, sollte ich doch noch eine Arbeitstagung zur Schulentwicklung für die Evangelischen Schulen im Freistaat Thüringen leiten. Es ist mir schwer gefallen, Zukunftsidee vorzutragen und anschließend damit nichts mehr zu tun zu haben. Ich weiß auch bis heute nicht, was aus meinem Vortrag und den Ergebnissen geworden ist.

Pfarrer / Schulreferent Johannes Ziegner
Arbeitspapier zur Tagung „Schulentwicklung“ am 25.02.2005 auf der Wartburg in Eisenach vorgetragen.
Die Arbeitsgruppe zur Schulentwicklung, Wartburg Eisenach 25.02.2004.

Die Arbeitsgruppe zur Schulentwicklung, „Wartburg“ Eisenach 25.02.2004.

Reaktion auf den 2. Evangelischen Lehrertag 2004 in Erfurt:

I. „Hat Spaß gemacht bei Ihnen. Habe nicht nur referiert und belehrt, sondern auch selbst wieder etwas gelernt …und vor allem dies mit nach Hause genommen: Es gibt tatsächlich auch noch junge Lehrer auf der Welt. Es sollte vielmehr private Schulen geben, vor allem kirchliche, vor allem solche, wie in Thüringen. Die Überschaubarkeit des Systems, flache Hierarchien, schnelle Reaktionsfähigkeit – das sind unschlagbare Vorteile gegenüber dem schwerfälligen staatlichen System. Wenn die Lehrer irgendwie, auf irgendeine Weise wenigstens noch vom Schimmer einer Idee zusammengehalten werden, und sei es die christliche, ist auch das ein Vorteil gegenüber jenen bunt zusammengewürfelten staatlichen Lehrerkollegien, die sich nicht einmal mehr darauf einigen können, ob während des Unterrichts gegessen, getrunken und die Mütze auf dem Kopf behalten werden darf oder nicht. Herzlichst. Ihr Christian Nürnberger.“

Organisation for Economic Co-operation and Development (OECD) 2004 zum Thema „Bildungsgesellschaft“:

…In den nächsten zehn Jahren werden zwei Entwicklungen zusammentreffen, die das deutsche Bildungssystem vor große Herausforderungen stellen: Zum einen ein steigender Bedarf an gut ausgebildeten Fachkräften und zum anderen wird diesem steigenden Bedarf ein Rückgang der jungen Bevölkerung gegenüberstehen. Darum wird es wichtig sein, viele junge Menschen möglichst gut auszubilden, d.h. die Bildungsbeteiligung aller Verantwortlichen muss deshalb in den nächsten Jahren erheblich gesteigert werden….

„Die Zeit“ vom 30.12.2004:

„Wir wünschen uns, dass wir bei PISA wieder an Italien denken, dass in die Bildungsdebatte der Bildungsgedanke zurückkehrt und Schüler nicht für den Markt dressiert, sondern für das Leben gewappnet werden.“

Bildungsdezernent Oberkirchenrat Wagner zum Evangelischen Lehrertag am 24.09.2004: „Wir müssen auch noch mehr tun, um Impulsgeber zu sein.“

II. Die Evangelisch-Lutherische Kirche in Thüringen hat in 11 Jahren 10 Schulen in freier Trägerschaft aufgebaut. Was sollte aufgrund der gemachten Erfahrungen weiter bedacht, verändert und gefördert werden? Wo stehen wir und wo wollen wir hin? Der Blick auf die evangelische Bildungsarbeit muss auch nach vorn gerichtet sein!

Unsere Evangelischen Schulen sind jetzt äußerlich gestaltet. Der inhaltliche Aufbau steht an. Ein strukturiertes offenes Ganztagsangebot aller Evangelischen Schulen mit klar definierten Bedingungen ist in den Focus zu nehmen mit dem Ziel, einen positiven Beitrag zur Erziehung und Bildung, Vereinbarkeit von Familie und Beruf, d.h. zur Schulqualität und zur Stützung der familiären Erziehungsarbeit zu leisten. Dabei ist darauf zu achten, dass bei allen Innovationen die Erziehungsarbeit den Familien nicht entzogen wird. Eltern sollen unterstützt werden, die auf sie zukommenden schwierigen Aufgaben von Erziehung und Bildung ihrer Kinder bewusst und verantwortlich wahrzunehmen.

Eine Partnerschaft zwischen Evangelischen Schulen und Eltern – also im Bereich von Erziehung und Bildung – wird angestrebt.

Das Ganztagsangebot Evangelischer Schulen darf nicht nur als unterrichtsergänzende Fördermaßnahme im Anschluss an die reguläre Unterrichtszeit verstanden werden. Vielmehr soll es die Familienarbeit ergänzen und unterstützen, jedoch nicht ersetzen. Schüler und Schülerinnen soll zunächst gemeinsam mit ihren Eltern die Einübung von Verantwortung für Gerechtigkeit, Frieden und klugem Umgang mit Gottes Schöpfung ermöglicht werden. Unsere Schüler und Schülerinnen sollen zu einer sich selbst und ihrem Nächsten gegenüber verantwortlichen und erfolgreichen Lebensplanung unter den Rahmenbedingungen einer pluralen Gesellschaft befähigt werden. Neben der Lehrerschaft sollen auch sie zur Umsetzung ermutigt werden. In stärkerem Maße ist es deshalb erforderlich, die individuellen Fähigkeiten und Begabungen eines jeden Schülers und einer jeden Schülerin in den Blick zu nehmen.

Zur Verstärkung ist eine gezielte Lernbegleitung von Schülern, Schülerinnen, Lehrkräften und Eltern notwendig. Spezialisten und Spezialistinnen mit sozialpädagogischen, pädagogischen oder psychologischen Kompetenzen, aber auch handwerklichen Fertigkeiten, und andere Experten und Expertinnen sollen dabei die Schule begleiten. Nicht nur der Unterricht, sondern auch die Ganztagsarbeit in Projekten soll von Eltern und Lehrkräften in pädagogischer Gesamtverantwortung der Schulleitung gemeinsam gestaltet werden können. „A“ und „O“ aller schulischen Arbeit ist es, sich für das anvertraute Kind Zeit zu nehmen.

Im Schulalltag ist neben Innovationen ebenso eine Entschleunigung des Bildungsgeschehens geboten. Evangelische Schulen sollen neben der Bejahung von sozialverträglicher Leistungsorientierung auch eine Kultur des Feierns etablieren. Orientierung bietet dabei das Kirchenjahr. Um den Schulalltag mit mehr Muse bereichern zu können, braucht es einen Jahresplan, in dem sich Zeiten hoher Anstrengung mit Zeiten der Entspannung abwechseln. Eine Rhythmisierung des Schulalltags ist dabei wünschenswert. Freie Stillarbeit und Morgenandachten entschleunigen die Schulwoche oder den Schulalltag. Auch die Besinnungs- und Einkehrtage gehören nicht nur für Schüler und Schülerinnen, sondern auch für unsere Kollegien in diesen Kontext. Gelingt die Implementierung eines Mehr an Muse in den evangelischen Schulalltag nicht, erschöpft sich die dortige Bildungsarbeit in pausenloser Geschäftigkeit. Der permanente Wettlauf mit der knapp bemessenen Zeit geht dennoch verloren. Ein ständiges Arbeiten und Überarbeiten – sei es aus eigenen oder fremden Ansprüchen heraus – ist zutiefst unevangelisch, macht weder glücklich, noch selig. Erst im Zusammenspiel von Leistung und Muse kann der Mensch die ihm von Gott geschenkten Gaben entfalten.

Nur unter Berücksichtigung der genannten Prämissen wird die Schule Schülern und Schülerinnen zu Lernergebnissen verhelfen, die sich nicht bloß in der Reproduktion von Lehrplanwissen erschöpfen. Sie wird auch Sach-, Methoden-, Selbst-, Sozial- und Kommunikationskompetenz zum Erwerb und zur Anwendung von Wissens- und Lösungsstrategien vermitteln. Diese Lernstrategien ermöglichen es den Schülern und Schülerinnen, selbsttätig und eigenverantwortlich mit Inhalten in ethisch und sozial vertretbarer Weise umzugehen. Das verlangt auch die Kompensation des Abstands zwischen den leistungsstärkeren und den leistungsschwächeren Schülern und Schülerinnen im gesamten Bildungsbereich durch entsprechende Angebote und Förderung im Unterricht und im außerunterrichtlichen Bereich. Folgerichtig wird damit allen Schülern und Schülerinnen eine Basiskompetenz vermittelt, die sie für ein Leben in einer pluralen und weltoffenen Industrie- und Wissensgesellschaft benötigen. Diese

Basiskompetenz befähigt die Schüler und Schülerinnen frühzeitig zu stärkerer Kooperation. Sie werden eher bereit sein, die für ein gemeinsames Fortkommen im Beruf und in der Alltagswelt notwendige kooperative soziale und kommunikative Kompetenz zu nutzen. Die Förderung unterschiedlicher Begabungen und damit das Eingehen auf die besonderen Bedürfnisse eines jeden Einzelnen gehören dazu.

Schulen in freier Trägerschaft sollten die vom Staat vorgegebenen Bildungsstandards nur als Mindestanforderung verstehen. Im Jahr 2002 wurde durch die Kultusministerkonferenz die Entwicklung von Bildungsstandards für allgemeinbildende Schulen in der Bundesrepublik vereinbart. Das Thema ist neu. Bildungsstandards sind keineswegs klar und eindeutig festgelegt. Sie sollen dafür Sorge tragen, dass sich Schulentwicklung an klar verbindlichen Zielen orientiert und an Ergebnissen systematisch lernt: Dafür müssen Bildungsprozess-Visionen erkennbar, eine moderne Schulfächer-Philosophie entwickelt und Entwicklungsperspektiven für die Fähigkeiten von Schülern und Schülerinnen aufgezeigt werden.

Jürgen Oelkers in seinem Vortrag am 22.10.2004 in Hildesheim zu „Bildungsstandards, ihr politischer Diskurs und Schweizer Erfahrungen mit Schulentwicklung“:

„Wenn die Diskussion über Bildungsstandards lediglich dazu führt, die Testpsychologie zu verstärken, werden die praktischen Effekte gering sein. Oder anders, ein solches Bildungsmonitoring dient der Politik, nicht der Praxis. Ich bin gespannt, wie die Politik mit dauerhaften schlechten Testergebnissen umgeht und noch gespannter bin ich, wie subversiv sich deutsche Schüler auf dauerndes Testen einstellen. Wenn die Praxis verändert werden soll, ist der Aufbau tauglicher Verfahren und Instrumente notwendig. Dazu gehören curriculare Standards anstelle untauglicher Lehrpläne, aber auch neue Formen der Diagnostik und Evaluation sowie nicht zuletzt spezielle Verfahren der Förderung. Ohne Standards weiß man nicht, wohin gefördert werden soll. Ohne besondere Maßnahmen der Förderung bleibt ein Viertel der Schüler mit Sicherheit zurück – das ist das Problem“

Die Beteiligung am öffentlichen Bildungsdiskurs ist für die Schulträgerin wichtig; als „Testfall des allgemeinen Bildungsverständnisses der Kirche“ unabdingbar (Karl Ernst Nipkow, Bildung und Bildungspolitik in theologischer Perspektive, 2003).

Die Evangelische Kirche ist insbesondere als Trägerin privater Schulen ein gewichtiger Partner und zugleich Kritiker staatlichen Bildungshandelns. Ihre Stärke liegt in der Definition eigener Standards, die sich nicht nur auf Leistung und deren Evaluation beschränken. Zunehmende Bedeutung gewinnt die eigene Qualitätsagentur. Die Evaluation Evangelischer Schulen durch externe Partner in regelmäßigen Abständen ist nötig. Erst in der Kombination von externer Evaluation und hoher Eigenverantwortung jeder einzelnen Evangelischen Schule wird sich der Erfolg zeigen.

Nach der Auf- und Ausbauphase muss sich die Schulträgerin kritischer mit der Profilierung ihrer Evangelischen Schulen auseinandersetzen. Evangelische Schulen müssen immer wieder die Anforderungen der Gesellschaft wahrnehmen und ihnen gerecht werden. Dann fühlen sich Schüler und Schülerinnen wohl und werden ihre Evangelische Schule als einen wichtigen Lebensabschnitt gerne in Erinnerung behalten.

Wollen Evangelische Schulen ernst genommen werden, müssen sie zwar der staatlichen Schule gleichwertig, ihr jedoch nicht gleichartig sein. Diese Gleichwertigkeit eröffnet große Freiräume für phantasievolles und pädagogisches Handeln. Evangelischen Schulen ist die

Gestaltung der inhaltlichen Arbeit nach eigenen Vorstellungen von der Methodik und Didaktik des Lernens sowie nach eigenen Curricula erlaubt. Schüler und Schülerinnen dürfen ihr Lernen selbst gestalten. Lehrkräfte sind dabei ihre Lebensberater. Das Lernen geschieht hier in einer anderen Weise.

Immer wieder besteht die Gefahr, die Lehrtätigkeit von Lehrkräften an Evangelischen Schulen in Pflichtstundenzahlen auszudrücken. Nicht „die“ Unterrichtsstunde ist das Maß aller Dinge. Vielmehr sollen die Schule und ihre Lehrkräfte Schülern und Schülerinnen das geben, was sie tatsächlich als Lebenshilfe benötigen. Nur so vermögen Schüler und Schülerinnen als selbsttätig Lernende ihre selbstdefinierten Ziele zu erreichen. Schüler und Schülerinnen für das Leben zu stärken heißt nicht, durch Fremdvorgaben das eigene Profil ganz oder teilweise aufzugeben. Deshalb ist der freien Schulträgerin eingeräumte Freiraum in der pädagogischen Gestaltung verstärkt zu nutzen, damit Evangelische Schulen nicht nur wegen ihres „Klimas“ attraktive Schulen bleiben. Der Lernprozess an Evangelischen Schulen wird um so erfolgreicher verlaufen, je ungezwungener das sie organisierende System agiert: Die Projektarbeit ist die Schule; Die einmal im Schuljahr durchgeführte Projektwoche dagegen nicht grundlegend schulgestaltend.

Europa hat es sich zum Ziel gesetzt, sich bis zum Jahr 2010 zum dynamischsten wissensbasierten Wirtschaftsraum der Welt zu entwickeln. Eine gute Schulbildung ist Grundlage und Herausforderung, der modernen Gesellschaft gerecht zu werden.

III. Aufgabenfelder

1. Die Evangelische Schulentwicklung …..

* und deren Konsolidierung an Evangelischen Schulen wird zukünftig eine zentrale
Aufgabe sein.
* vermag zur Qualitätssicherung jeder einzelnen Evangelischen Schule beizutragen.
* dient der Entwicklung von Schulprogrammen und Schulprofilen als wichtige
Instrumentarien zur Erkennbarkeit und zum Ausweis von Schulqualität.
* definiert, was in jeder einzelnen Schule zukünftig welche Bedeutung haben wird.
* provoziert die Frage: Wie kann die evangelische Schule als ein Raum des Lehrens, des
Lernens und des Lebens nationalen und internationalen Bildungsstandards gerecht
werden?
* und die Neuordnung der Evangelischen Bildungslandschaft im Freistaat Thüringen und
im Land Sachsen-Anhalt haben die genannten Zielsetzungen verschärft und zugleich
verstärkt.

2. Das Schulreferat im Kirchenamt …..

* hat vorrangig Agenturfunktion.
* ist durch den Kontakt zur Schule und zu allen an Evangelischen Schulen Beteiligten
wahrnehmbar.
* ist eine sensible Anlaufstelle im Netzwerk des kirchlichen Bildungsbereichs.
* hat eine starke öffentliche Ausstrahlung, die unmittelbar auf das äußere Gesamtbild der
Kirche einwirkt.
* darf den Focus auf das Gesamtkonzept aller Evangelischen Schulen auf dem
Kirchengebiet der Föderation Evangelischer Kirche in Mitteldeutschland nicht verlieren.
* braucht für die Wahrnehmung von Verantwortung für Evangelische Schulen eine klare       Struktur und im Netzwerk des kirchlichen Bildungsbereichs eine klare Kontur.
* ist Partner der Schulleitungen und hat die persönliche Beratung und Begleitung aller
Lehrenden und Erziehenden sicherzustellen.
* soll Fortbildungen und Weiterbildungen aller an Evangelischen Schulen Beteiligten
koordinieren.
* braucht eine starke personelle und finanzielle Unterstützung. 3. Evangelische
Schulleitungen …..
* sollen für die Evangelische Schulträgerin sichtbar bleiben.
* sollen die Schulträgerin als Partnerin und nicht als „Feindbild“ erkennen können.
* müssen erkennen können, wer ihr Arbeitgeber, ihr Dienstvorgesetzter und welche
Wege einzuhalten sind.
* sind nicht nur für Leitungsaufgaben zuständig.
* müssen lernen, dass sie nicht für alles allein verantwortlich sind und die von ihnen
geleitete Schule nicht „ihr Eigentum“ ist.
* sollen auch Managerqualitäten aufweisen.
* müssen regelmäßig trainiert werden, sollen sie professionell mit Kollegien Lehrpläne
absprechen unter dem Aspekt: Was soll unsere Evangelische Schule im nächsten
Schuljahr und in den kommenden Jahren leisten?
* müssen trainiert werden, regelmäßige Auswertungen mit einzelnen Lehrkräften, auch in
Anwesenheit von Schülern, Schülerinnen und Eltern, vornehmen zu können.
* sollen sich im Turnus von fünf Jahren einer Prüfung ihres Wirkens in der Evangelischen
Schule stellen.
* verlieren sichtbar ihre Kompetenz ohne Fort- und Weiterbildung im Bereich der
pädagogischen Didaktik, der Schulentwicklung und der Gestaltung des Evangelischen
Profils.

IV. Evangelische Lehrer, Lehrerinnen, Erzieher und Erzieherinnen …..

* sollen sich im Bildungsgeschehen als gleichberechtigte Partner erkennen können.
* sollen im Einstellungsverfahren hinsichtlich ihrer Eignung, Befähigung und Leistung sorgfältig ausgewählt werden.
* müssen in ihren ersten Arbeitsjahren sorgfältig fortgebildet und gefördert werden.
* müssen wissen, dass eine vertrauensvolle Zusammenarbeit mit der Schulleitung eine Grundvoraussetzung für erfolgreiche Bildungsarbeit ist.
* sollen klare Organisations- und Verwaltungsstrukturen (Dienstaufsicht/Fachaufsicht/ Dienstwege) erkennen können und beachten.
* sollen kein „Feindbild“ zu übergeordneten Personen und Institutionen entwickeln können.
* sind einem jahrelangen, sich ständig verändernden Prozess der Gestaltung Evangelischer Schulen ausgesetzt.
* sollen schnellstens eine fachliche Begleitung, eine persönliche Beratung und im Hinblick auf das evangelische Schulprofil eine fundierte Fortbildung erhalten; Das ist Aufgabe kirchlicher Bildungsverantwortung.
* sollen sich in die Situation des Schülers und der Schülerinnen hineindenken und nicht vorrangig ihr Agieren auf Lehrplanstoffe ausrichten.
* empfinden sich oft in wenigen Disziplinen als Spezialisten; Die Aufgabe der Persönlichkeitsentwicklung macht sie unsicher.
* sollen Schülern und Schülerinnen akademisches Wissen vermitteln, aber auch charakterliche Tugenden (Mut, Toleranz, Ehrlichkeit, Gemeinsinn).
* sollen lernen, wie individuelle Lehrpläne für Schüler und Schülerinnen erstellt werden.
* sollen Offenheit und Ehrlichkeit ausstrahlen, weil sie wichtige Grundvoraussetzungen für die Erkennbarkeit des Evangelischen Schulprofils sind.
* sollen im Zusammenwirken mit Schulleitungen und Schulträgerin Eltern verdeutlichen, dass in Evangelischen Schulen „Kids“ nicht nur das Lernen beigebracht wird, sondern was es auch heißt, mit den „Kids“ tagein tagaus zu leben.
* sollen engagierte Eltern und motivierte kreative Schüler und Schülerinnen an der Gestaltung der Evangelischen Schule beteiligen.
* sollen zu den Schülern und Schülerinnen ein wechselseitiges Respektverhältnis – auf Augenhöhe – aufbauen und erhalten, d.h. vor der Welt die Kinder, Jugendlichen und Heranwachsenden vertreten und umgekehrt vor diesen die Welt vertreten; Das verlangt emphatische Nähe und zugleich respektierende Distanz.
* sollen das Recht der Schüler und Schülerinnen auf Schutz vor allzu ganzheitlicher pädagogischer Vereinnahmung akzeptieren und respektieren.

V. Jeder Schüler und jede Schülerin …..

* soll befähigt werden, sich in der Welt von heute zurechtzufinden und selbständig zu
arbeiten; Die Bereitschaft zur Arbeit in einer Gruppe oder die Gabe, sich mit anderen
auseinander zu setzen, sind heute mehr denn je gefordert.
* darf nicht in „Ausgrenzung“ oder „Verweigerung“ abgedrängt werden.
* ist Gott sei Dank anders, verschieden, einzigartig und tolerant.
* hat mindestens eine Stärke, die wird gebraucht.
* soll lernen, dass staatliche Hilfe das persönliche Engagement in der Gesellschaft nicht
ersetzt.
* soll anstatt zur „Bildungselite“ zur „Verantwortungselite“ gehören.
* soll sich mindestens einmal in der Woche persönlich für andere gemeinnützig
einsetzen (z.B. in der Freiwilligen Feuerwehr, im Technischen Hilfswerk, in der
Deutschen Lebensrettungsgesellschaft, im Deutschen Roten Kreuz usw.).
* soll wissen, dass „Einzelkämpfer“ vereinsamen.
* soll das erreichte Niveau von Unterrichts- und Schulqualität in der Bedeutung für die
eigene Person und für den Nächsten erfahren können.
* soll sich in Lernkurven wiederfinden; Wer es nicht schafft, bekommt Förderunterricht.
* will sich nicht stets nur neuen Aufgaben stellen, sondern auch durch Üben, Einüben,
Anwenden und Übertragen Kompetenzen für ungewohnte Situationen erwerben.
* will mehr Projektunterricht mit der Anforderung: „Was wollt ihr wissen?“ – anstatt: „Ihr
macht die Aufgaben jetzt!“. ́
* spürt, welche Lehrkraft sich einbringt und wer versagt.

VI. Evangelische Grund- und weiterführende Schulen als Ganztagsschulen …

* gewinnen in den nächsten Jahren zunehmend an Bedeutung.
* müssen für diese Aufgabe gerüstet sein.
* sollen autonom von staatlichen Vorgaben Angebote mit verschiedenen Partnern
gestalten und durchführen.
* sollen durch die Schulträgerin die Möglichkeit zu freier didaktischer pädagogischer
Arbeit erhalten können.
* brauchen ein gutes Programm: Individuelles Fördern und Herausfordern aller Schüler
und Schülerinnen
* Erfahrung, dass Sprache zur Stärkung der Individuen und für eine Verständigung
sinnvoll ist
* Zugehörigkeit zur Schulgemeinde
* erziehender Unterricht – Wissensvermittlung und Bildung
* Demokratie lernen und leben
* Reformierung der Schule von innen, unten und oben
* Entwicklung von Qualitätsmerkmalen zur Prüfung der eigenen Schule
* einfallsreiche, experimentierfreudige und selbstkritische Schule
* Teamarbeit ohne Scheu vor dem Aufenthalt in der Schule am Nachmittag

VII. Reformbedarf

1. Aufbrechen des Schulalltags in: Einführungsstunde:

* Vorbereitung
* Vereinbarung der Lernschritte
* Hinweise zu täglichen Abläufen
* Materialbeschaffung
* Verteilung (Klausuren, Klassenarbeiten usw.) * Pause

Hauptunterrichtszeit:

* Klassenverband
* klassen- und jahrgangsübergreifender Unterricht
* Fixtage für Klassenarbeiten und Klausuren
* Einbindung von Ehrenamtlichen zur Klausuraufsicht
* Einsatz externer Lehrkräfte, Dozenten, Fachkräfte usw. * Einbeziehung von
Wirtschaftsunternehmen
* Vorbereitung und Gestaltung von Lehrplänen
* fließender Wechsel ohne Unterbrechungen

Nachbereitungszeit:

* Vertiefung des Unterrichtsstoffs aus der Hauptunterrichtszeit * Arbeitsgemeinschaften
* Lernergänzungsstunden
* Begabtenförderung
* Hausaufgabenhilfen
* kreative Aktivitäten, Forscherwerkstatt, Mitmachlabors in Betrieben, Exkursionen,
Gastvorträge
* projektorientiertes Arbeiten, Workshops, Betriebserkundungen, Schüler und
Schülerinnen als Computerlotsen
* Modell „Junior“ (zweisprachige Tagesschule / Unternehmensberatung)
* Modell „Go! to school“ (Gründungsoffensive 1998 NRW, Unterrichtsmaterialien zu den
Themen Wirtschaft und Selbständigkeit.)
* Stärkung der Eigenverantwortung der Unterrichtenden

2. Aufgabenfelder für externe Beratung und Hilfe:

* Pflege der „Lust am Lernen“!
* Vereinbarkeit von Lust und Leistung!
* neue Bündnisse für Kreativität – sie lassen sich nicht anordnen!
* Wie gelingt Mischung aus Konzentration und Entspannung?
* Schule als Leitbild des Verstehens?
* Logbuch – individueller Lehrplan!
* Verbindliche befristete Rhythmisierung von Selbständigkeit und Zusammenarbeit!
* Rituale und ansprechende Formen für den Schulalltag!
* Forschen und Zuhören, Lernen und Spielen, Vertiefung von Themen!
* Freiheit und Struktur prägt die tägliche Arbeitsatmosphäre?!
* sauber strukturierter Schulalltag braucht langen Atem!
* Unternehmensführung für Schule?
* Ermunterung, eigene Wege einzuschlagen!
* Aktivierung der Schüler und Schülerinnen für das Erlernen von Lebensstrategien!
* Implementierung von Eltern als Botschafter aus der tätigen Welt in den Schulalltag?
* Belebung des Schulalltags durch Heterogenität – Homogenität ermüdet?!
* gemischte Altersgruppen!
* Einübung von Sozialverhalten!
* Schule gibt Sicherheit – Vermeidung von Angriffen der Schüler und Schülerinnen auf
die Schule?
* Ergebnispräsentation durch exponierte Schüler?
* Umgang mit Arbeits-, Präsentations-, Kommunikationstechniken!
* Wichtigkeit der Individualisierung im Unterricht – Technik – Fortbildungsangebote? *

Wie werden Kompetenzen jedes einzelnen Schülers und jeder einzelnen Schülerin gestärkt?

* „Lernen durch Lehren“ ?!
* Lehrkräfte als Gastgeber des Unterrichts: „Du wirst erwartet !“ ?
* fragenentwickelnder Unterricht – ein Trugschluss? (Erwartungshaltung der
Unterrichtenden: Lernen in gleichen Schritten?)
* Osterhasenpädagogik: Lehrer versteckt, Schüler sollen finden?
* Langeweile trotz Lehrplanvorgaben und vieler Unterrichtsstunden?
* Lehrer und Lehrerinnen als Geburtshelfer für die Stoffvermittlung – Schüler und
Schülerinnen tun jeweils das Richtige für sich!
* Lehrpersonal mit „zündenden“ Ideen für Schüler und Schülerinnen!
* Mittagszeit ist Tiefschlafzeit – unsere Schulen als Lebensvollzugsort?
* Hitzefrei – die beste Nachricht im Schulalltag?
* Motivation zum Weiterlernen nach Unterrichts- und Schulschluss!
* Veränderungswille trotz bestehender guter Rahmenbedingungen?
* Prüfung heißt: Lernen für das Leben!
* Definition der Klassenarbeit?
* Verändern Kompetenzen von Schülern und Schülerinnen auch Unterrichtende?
* Lehrerzimmer als Lehrerbüro? (Ort für Arbeit und Leben, Rückzugsraum?)
* Lehrerzimmer als Herzstück der Schule oder Fluchtraum vor Schülern und
Schülerinnen?
* Sind die Lehrer und Lehrerinnen das Problem? Hängt alles von ihrem Wollen ab?

VIII. Schluss

Bundespräsident Horst Köhler am 03. Oktober 2004 in Erfurt:

„Wenn wir nicht das nötige Geld in die Ausbildung unserer Kinder investieren, dann machen wir sie auch heute noch zu Sklaven ihrer Unwissenheit und der Verhältnisse. Sie werden noch viel mehr als wir auf Bildung, Forschung und Innovation angewiesen sein. Nur mit der besten Ausbildung sind sie frei, ihren Weg zu machen und für sich und unser Land eine gute Zukunft zu erarbeiten.“

Für uns heißt das:

Nur mit der besten Ausbildung sind Schüler frei, ihren Weg zu gehen und für sich und unsere Kirche eine gute Zukunft zu erarbeiten.

Ziegner, 25. Februar 2005

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