Abschied vom Pfarramt Crock 1994

Rückblick auf 14 Dienstjahre als Pfarrer

„In den Zug der Gemeinde einsteigen“, Freies Wort, 26.05.1994
„Gemeinsam sind wir durch 14 Kirchenjahre gefahren“, sagte Pfarrer Johannes Ziegner am Pfingstsonntag rückblickend zu seiner Crocker Gemeinde. „Die Kirchenjahre sind dabei wie eine schon lange verlegte Bahnlinie mit festen Stationen gewesen.“ „Gemeinsam saßen wir im Zug der Zeit, der immer wieder an den alt bekannten Stationen gehalten hat“, so Johannes Ziegner. „Auf den Schildern haben wir gelesen: Weihnachten – Ostern und auch wieder einmal Pfingsten. Die Fahrstrecke des Zuges ist gleich geblieben, aber die Anzahl der Fahrgäste hat sich im Laufe der Jahre verändert.“

Johannes Ziegner verläßt in dieser Woche die Cocker Kirchgemeinde, um sich im Landeskirchenamt Eisenach einer neuen Aufgabe zu stellen. Seinen Aufbruch von heute verglich er dabei mit dem Aufbruch von 1980 im Gemeindeleben der Kirchspiele Crock – Oberwind, Hirschendorf und Waffenrod – Hinterrod. „Drei Kirchen haben wir gemeinsam renoviert, die Kirchenmauer instand gesetzt, daß Pfarrhaus mit Gemeindeleben erfüllt.“ Über 1.400 Gottesdienste, 47 Bibelabende, 77 Trauungen, 33 Konzerte und 1.500 Geburtstagsbesuche kamen in den Jahren (1980-1994) zusammen. Möglich sei dies durch die Mitarbeit der Kirchenältesten und vieler Gemeindeglieder gewesen.

Ziegner verschwieg nicht, daß es in den 14 Jahren Zugfahrt auch immer Abteile gegeben hat, „in denen Christen saßen, die sich gegen den Zugbegleiter verschworen hatten“. Auf jeder Station hätten sie versucht, Mängel zu finden. Doch der Zug sei immer noch unterwegs und werde auch nach dem Wechsel des Zugpersonals weiterfahren. Ziegner gestand ein, in den Jahren auch Fehler gemacht zu haben.

Während seiner Crocker Amtszeit galt Johannes Ziegner oft als einer, der auch einmal querdenkt und unbequeme Dinge beim Namen nennt. Zu erwähnen wäre insbesondere sein Engagement während der Wende in der Eisfelder Kirche und den Kirchen seiner Gemeinden. Zu erwähnen wäre die Vorbereitung und Durchführung der 500 – Jahr – Feier der Crocker Kirche – 1989 noch unter den Augen der Abteilung Inneres beim damaligen Rat des Kreises. 

Zu erwähnen wäre aber auch die im Klartext gehaltene und daher umstrittene Rede zum 400jährigen Schuljubiläum in Crock. Diese Rede blieb bis heute der einzige kritische Rückblick auf 40 Jahre sozialistische Schulpolitik im Landkreis Hildburghausen. Zu erwähnen wäre das Engagement Johannes Ziegners bei der Einführung des Religionsunterrichtes an den Schulen, die Ausbildung der Lehrer für diese Aufgabe.

Ziegner ermutigte zum Abschluss seiner Predigt diejenigen, die „nur auf den Bahnsteigen stehen“, in den Zug der Gemeinde einzusteigen, „damit auch sie von dieser Kraft erfüllt ein neues Leben beginnen können“. (Peter Lauterbach)

Abschied von Crock 1994

Pfarrhaus 1994

Stellenausschreibung Pfarramt Crock 1994

Stellenausschreibung Pfarramt Crock 1994

„Pfarrstellenausschreibung
„Ich alt`Haus – halt noch lang aus“

Seit 1574 bin ich ein Pfarrhaus in Crock und suche ab dem 1.6.1994 einen humorvollen, lebenstüchtigen, musikalischen, parteilosen 33. Pfarrer, der mit seiner Familie die Tradition eines offenen Hauses und eine lebendige Gemeindearbeit fortsetzt. Meine Lage ist einfach herrlich am alten Handelsweg zwischen Hamburg und Venedig. Darüberhinaus bin ich kerngesund und erfreue mich innen wie außen eines guten Aussehens. In meinen alten Gemäuer lasse ich den Amtsbruder Kraft und Ausdauer finden, um in 3 ehrwürdigen und fein herausgeputzten Kirchen (1489, 1748, 1928) fröhlich Dienst zu tun. In mir treffen sich oft die Gemeindekirchenräte, die im Auftrag von 1500 Gemeindegliedern mich, die Kirchen und die Pfarrfamilie tragen.
Starten Sie durch…ich freue mich.

Die Gemeindekirchenräte von Crock-Oberwind,
Waffenrod-Hinterrod und Hirschendorf
Telefon 03686/2423

(unter vorbehaltlicher Zustimmung des Landeskirchenrates von Thüringen)“

Der Landeskirchenrat hat dieser Ausschreibung nie zugestimmt!

Ausschreibung Crock 1994

Ausschreibung Crock 1994

Zu Crock

Crock, Superintendentur Eisfeld, mit den einbezogenen Ortschaften Hinterrod und Oberwind und mit den Tochtergemeinden Hirschendorf und Waffenrod mit insgesamt 2.225 Einwohnern, davon 1.650 evangelisch, im 2. Erledigungsfall.

Predigtstätten: Crock, Waffenrod, Hirschendorf (alle drei Kirchen sind renoviert). Mitarbeiter: Organist und Gemeindekirchenrat.
Christenlehre und Konfirmandenunterricht werden vom Ortspfarrer erteilt (zur Zeit 150 Christenlehrekinder und 42 Konfirmanden)
Gemeindekreise: Frauenhilfe, Altenarbeit, Kirchenchor
Amtshandlungen in den letzten beiden Jahren: 20 Taufen, 3 Trauungen, 28 Bestattungen, 24 Zulassungen zum Heiligen Abendmahl.
Das vollständig renovierte Pfarrhaus (mit großem Garten) befindet sich am Dorfrand. Zur Dienstwohnung (Ölheizunggehören 6 Zimmer und 2 Bäder; außerdem: Amtszimmer, Archivraum, Gemeinderaum

Verkehrsverbindung: Eisenbahn nach Eisfeld (5 km). Bus nach Hildburghausen (15 km), Bus nach Coburg (25 km). Bus nach Suhl (35 km). Regelschule am Ort. Arztpraxis in Crock und Eisfeld 

Der Gemeindekirchenrat erwartet die Weiterarbeit an bestehenden Aufgaben, Kinderund Jugendarbeit, enge Zusammenarbeit mit dem Gemeindekirchenrat.“

aus: Amtsblatt der Evangelisch Lutherischen Kirche in Thüringen Nr. 6, vom 20. Juni 1994.

Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung war ich aber schon 20 Tage im Landeskirchenamt als Schulreferent tätig. Also keine Übergabe.

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