Versuch einer Chronologie
1949 – Katechetisches Oberseminar Naumburg -1990
1990 – Kirchliche Hochschule Naumburg – 1993
1994 – Martin-Luther-Institut Erfurt – 2014
„Die Geschichte des Martin-Luther-Instituts lässt sich derzeit nicht mehr durch eine
aussagekräftige Aktenlage rekonstruieren. Allein drei Umzüge (1994, 2000, 2001) werden mit dafür gesorgt haben, dass auch so manche Akte „entsorgt“ wurde. Trotzdem ist es einigermaßen gelungen aus einzelnen Akten, amtlichen Papieren, Briefkopien, Senats- und Fakultätsprotokollen und nicht zuletzt persönlichen Aktenvermerken, Notizen und Erinnerungsgesprächen den Werdegang des Instituts zu verfolgen. Insbesondere ist den Herren Prof. Dr. Hoenen, Prof. Dr. Lindner und Dr. Leitgebel für Ihre Mitarbeit zu danken. Zusätzlich konnte im Magdeburger Kirchenarchiv teilweise Akteneinsicht genommen werden. Entscheidende Akten für den Werdegang des Instituts sind jedoch noch nicht entfristet. Darüber hinaus gab es eine ganze Anzahl von „losen“ Schriften, die auch entsprechend mit eingearbeitet wurden. Um die jetzige Institutsgeschichte nachvollziehen zu können, muss die wechselvolle Geschichte vom Katechetischen Oberseminar über die Kirchliche Hochschule Naumburg bis hin zum Martin-Luther-Institut an der Universität Erfurt betrachtet werden. Wie begann alles 1949? Letztendlich eine interessante Geschichte.
Universität Erfurt, Martin-Luther-Institut 2014 (Foto Johannes Ziegner)
Im Rückblick 1993 schreibt Martin Onnasch: „…In einer Kirchenleitungssitzung in Magdeburg machte am 23. März 1949 die Leiterin des Katechetischen Amtes der Kirchenprovinz Sachsen, Konsistorialrätin Inge Zippel, den Vorschlag, in Wittenberg ein Katechetisches Seminar zur Ausbildung von Katecheten für Oberschulen einzurichten. Sie begründete das damit, daß an den Oberschulen Katecheten mit besonders guten naturwissenschaftlichen, philosophischen und historischen Kenntnissen gebraucht würden; die Katechetischen Seminare, die seit 1946/47 in der Kirchenprovinz Lehrkräfte für die Christenlehre ausbildeten, können das nicht leisten. Das neue Seminar sollte auf akademischem Niveau arbeiten. Die Notwendigkeit war entstanden, weil die Oberschüler in der Sowjetischen Besatzungszone sich mit dem materialistischen Welt- und Menschbild auseinandersetzen mußten, das in den Schulen zu dominieren begann…Inge Zippel wollte die Oberschüler mit den Konflikten nicht allein lassen, sondern ihnen Lehrer an die Seite stellen, die ihnen helfen konnten. Die Kirchenleitung stimmte ihrem Vorschlag zu und bat das Katechetische Amt, die Ausbildungsstätte schnell arbeitsfähig zu machen. Bischof Ludolf verfaßte eine Kanzelabkündigung, in der er die Gemeinden um Unterstützung der neuen Ausbildungsstätte bat und Bewerber ermutigte, sich für den Beruf des Oberschulkatecheten zu entscheiden…“
Nach nur knapp sechs Monaten Aufbauzeit wurde die Katechetische Ausbildungsstätte in Wittenberg errichtet. Räume wurden im dortigen Predigerseminar bezogen. Die Ausbildung umfasste sechs Semester und sollte sich außer auf theologische und pädagogische Fächer auch auf die naturwissenschaftlichen Fächer konzentrieren. 16 Abiturienten nahmen das Ausbildungsangebot an. Erste Leiterin dieser katechetischen Ausbildungsstätte war provisorisch Frau Vikarin Heckmann. Doch „…der eigentliche Kopf des Oberseminars… war…der Provinzialkatechet Prof. Lic. Dr. Otto Güldenberg. Er leistete damals ein ungeheures Pensum an Arbeit. Er hatte die Konzeption und den Lehrplan für die neue Ausbildung entworfen. Es hätte nahegelegen, ihm aufgrund seiner Erfahrungen in der Lehrerausbildung die Leitung des Oberseminars zu übertragen, aber neben seiner Aufgabe, den katechetischen Dienst in der Kirchenprovinz aufzubauen und für die Ausbildung von Katecheten zu sorgen, konnte er sich keine weitere Pflicht aufladen. Auf seine Mitarbeiter konnte man aber kaum verzichten. Nicht zuletzt deshalb beschloß die Magdeburger Kirchenleitung im Dezember 1949, das Oberseminar nach Naumburg zu verlegen…“