Die Glocke auf der Garage.
Da ich keine Küsterstelle mehr hatte und im Winter die Gottesdienste immer im Pfarrhaus stattfanden, konnte ich von keinem Menschen Sonntagmorgen verlangen 3x zur Kirche (800 m Weg und 50 m Höhenunterschied) zum Läuten zu laufen.
Also habe ich in der Glockengießerei Apolda angerufen und gefragt, ob sie eine Glocke haben. Die Antwort: Ja. Mit dem Dienst-Trabbi und Anhänger nach Apolda. Dort stellt mir der Betriebsleiter eine Stammtischglocke auf den Tisch. Ich bin enttäuscht. Nun erkläre ich mein Anliegen nochmals. Jetzt wurde es verstanden und ich hatte Glück. Beim Gießen eines Glockenspiels für Riga ist eine Glocke nicht gelungen, die könnte ich haben. Das „Kilo Glocke“ 10,00 Ost-Markt! Stolz fahre ich wieder nach Crock. Die Zimmerleute bauen den Glockenturm auf den Garagenboden und hängen die Glocke ein.
Nun musste die Glocke natürlich für ihren Dienst auch geweiht werden. Also Gottesdienst vor der Garage, dann Zug zur Kirche und anschließend großes Gemeindefest.
Zu Winterbeginn konnte ich zu den Gottesdiensten im Pfarrhaus endlich ausgiebig die Glocke 3x läuten. Was nicht nur mir sehr viel Spaß gemacht hat. Die Konfirmanden haben sich jeweils am Sonntag auch auf diesen Dienst unter Aufsicht gefreut. Sie kamen exakt eine Stunde vor dem Gottesdienst.
Der Nebeneffekt der Läuterei war aber, dass der Ton der Glocke „e“ so durch Mark und Bein im wahrsten Sinne des Wortes ging, dass alle Hunde im Ort laut gejault haben. Eben ein Fehlguss. Somit hat man auch im letzten Winkel des Ortes gehört, dass wieder Gottesdienst ist, auch wenn man nicht „hin ging“.