495 Jahre Kirche Crock auf dem Irmelsberg
Zu jedem Gemeindefest wurden „Berichte“ seitens der „örtlichen“ IM`s angefertigt und nach Hildburghausen weitergeleitet. Dabei wurden selbsterfundene Predigtabsätze wiedergegeben. Der „IMB Peter Steinbach“ alias Gerd Lindner, ließ sich zum Beispiel immer alles in der Gaststätte „Zum grünen Baum“ erzählen und schrieb es dann abends oder Tage später auf.
Es wurde weder ein Zelt aufgebaut noch gab es Absprachen zwischen dem Bürgermeister und mir wegen des Kirchenfestes. In den Predigten ging es mir hauptsächlich um die Geschichte der Kirchgemeinde und die immer wieder wunderbare Führung unseres Herrn durch die Jahrhunderte hindurch. Die Predigten zu den Kirchenfesten liegen alle vor.
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Stasiberichte von Kirchenfest 1984
Am 24.06.84 wurde anläßlich des 495–jährigen Bestehens der Kirche durch den, ev. Pfarrer Ziegner auf dem außerhalb der Gemeinde Crock gelegenen Kirchengelände ein „Gemeindefest in der Kirche“ organisiert. Die Einladungen erfolgten durch selbst angefertigte Handzettel (Abzüge), die dem Vermerk „Nur für innerkirchlichen Dienstgebrauch“ enthielten und mit „Euer Pfarrer“ unterzeichnet waren. Sie wurden an Haushalte des Kirchenbereiches Crock (Brock, Hirschendorf, Oberwind, Waffenrod) verteilt, hauptsächlich durch Kinder, die an der Christenlehre bzw. am Konfirmantenunterricht teilnehmen.
Folgendes Programm war vorgesehen:
14.00 Uhr Festgottesdienst mit Kirchenchor und Bläsern
anschließend Kaffee und Kuchen
Töpfermarkt
Puppenspiele
Bier und Bratwurst bei Blasmusik
Kinderspaß
Die Veranstaltung war vom VPKA Hildburghausen genehmigt. Von 14.00 – 14.30 Uhr hielt Pfarrer Ziegner den Gottesdienst ab. Er sprach nur wenige Worte zum 495–jáhrigen Bestehender Kirche. Umrahmt wurde dieser Gottesdienst durch den Kirchenchor von Crock und einer Bläsergruppe aus Hirschendorf. Ca. 150 Personen, darunter allein 40 ältere Bürger aus dem evangelischen Altersheim Hildburghausen, nahmen daran teil. Anschließend wurden die älteren Burger mit Kaffee und Kuchen bewirtet. Auf dem „Töpfermarkt“ wurden nur Keramikglocken zum Preis von 10,– M angeboten, wobei auf Grund des hohen Preises nur wenig verkauft wurden.
Das angekündigte Puppenspiel fand nicht statt, da die Puppenspieler aus Jena nicht anreisten.
Durch die Ehefrau des Pfarrers und 2 weitere kirchl. engagierte Frauen wurden ohne großen Anklang Spiele für Kinder durchgeführt. Die Versorgung mit Bier erfolgte über die Gaststätte Hartleb. Die Bratwürste wurden von der Konsum-Fleischerei bereitgestellt. Als kulturelle Umrahmung traten erneut der Kirchenchor von Crock und die Bläsergruppe von Hirschendorf sowie die Blaskapelle von Crock auf.
Insgesamt nahmen ca. 250 Personen (darunter ca. 70 Kinder und Jugendliche) aus Crock und den umliegenden Gemeinden teil. Die Teilnahme von BRD–Bürgern wurde nicht festgestellt. Gegen 16.00 Uhr verließ der Großteil der Besucher diese Veranstaltung, da zum gleichen Zeitpunkt in Crock das Sportfest der BSG stattfand.
Die Organisierung dieses „Gemeindefestes“ seitens des Pfarrers zu dem Termin, an dem das Sportfest der BSG stattfand, rief bei vielen Bürgern Unverständnis und Diskussionen gegen den Pfarrer hervor. Es traten verstärkt Meinungen auf, u.a. von Mitgliedern des CDU Ortsvorstandes, daß derartige Veranstaltungen nicht Sache des Pfarrer-s sind
Operativer Mitarbeiter
(Unterschrift)
Scarbath
Hauptmann
KD Hildburghausen
Abschrift
Zur Kirchenveranstaltung am 24. 6. 1984 von 14.00 – 16.30 Uhr in Crock
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Obwohl schon im Mai festgelegt wurde, daß am 24. Juni ein Sportfest stattfindet, setzte
Z i e g n e r an diesem Tag ein Kirchenfest an.
Auch der Bürgermeister sprach mit ihm.
Kommentar: „... Kirche ist Kirche – Staat ist Staat.“
Zur Absicherung wurde ein riesiges Zelt aufgestellt. In seiner Predigt lobte er die Initiativen vieler Frauen, die Kuchen gebacken hatten und ihm zur Verfügung stellten.
„Für Kaffee seien die finanziellen Mittel nicht vorhanden, aber die Unterstützung seiner Freunde jenseits dieser zu nichts zu gerechtfertigten schädlichen Mauer wäre ihm auch dieses Mal zuteil geworden. Hier würde sich noch echte christliche Liebe offenbaren. Ein Volk kann man geographisch teilen, aber Herzen kann man nicht spalten.“ Dafür bekam er Beifall.
Weiter:
„... Wer sonst bei uns kann an das klare Gewissen der Menschen rütteln, wenn nicht wir Christen. Geben denn die politisch Verantwortlichen bei uns mit ihren Ausreisegenehmigungen nicht zu, daß viele von uns verzweifelt gestöhnt haben, deshalb muß unser Ruf noch mehr Klang besitzen, deshalb wollen wir predigen, singen und doch fröhlich sein.“
Stimmung der Bevölkerung:
„...Der macht, was er will. Die Jugend hat er verloren, die wollten und waren beim Sport.
Das Zelt stand neben der Kirche. Im Zelt konnten sich ca. 50 Personen aufhalten.
Teilnehmer: Personen aus Crock, Waffenrod, Brünn, Hirschendorf.
Der Pfarrer aus Brünn war auch zugegen.
gez. „Peter Steinbach“
Die durch den IMB Peter Steinbach“ erarbeitete Information bestätigt erneut die feindlich–negative politische Einstellung und oppositionelle Haltung des Z. gegenüber der sozialistischen Staats– und Gesellschaftsordnung in der DDR und gegen die Sicherheitsorgane.
IMB „Peter Steinbach“ ist überprüft und berichtet objektiv.
Operativer Mitarbeiter
(Unterschrift)
Jentsch
Hauptmann
Leiter der AG
Grenzsicherung
(Unterschrift)
Klett
Hauptmann