10 Thesen auf dem Bundeskongreß Arbeitskreis “Evangelische Schule” in Nürnberg am 25.9.2003 erläutert.
von Pfarrer Johannes Ziegner
Vorbemerkungen
Meine sehr geehrten Damen und Herren, den Ost-Bundesländern muß eine Option für verschiedene Perspektiven zugestanden werden, 40 Jahre Sozialismus aufzuarbeiten benötigt eine ganze Generation. 14 Jahre in einem anderen Staatssystem sind erst geschafft. Also Geduld!
Die Evangelische Schule, die Christenlehre, die Konfirmandenarbeit und die Evangelische Jugendarbeit im Blick zu behalten und dennoch offen zu sein für regionale, nationale und europäische Dimensionen verlangt eine klare Arbeitsstruktur und eine gute Zusammenarbeit mit den Schuleinrichtungen und deren Trägereinrichtungen. Wir sind noch Lernende, wissen aber auch, was wir als kirchlicher Träger wollen.
Wir leben heute in einer mehr und mehr durch Wissenschaftlichkeit geprägten Kultur. Die Frage stellt sich deutlicher: Was ist der Mensch? Wie kommt er zurecht in den rationalisierten Strukturen und in ihren ökonomischen Abläufen? Wo bleiben Sinn, Lebenstiefe, humane Bedingungen? Wie kann der Mensch die Wirklichkeit verantwortlich gestalten und entwickeln? Wie kann das Menschliche bewahrt und auf eine menschliche Zukunft hingewirkt werden? Lebensorientierung kann nicht in einer rein wissenschaftlich erforschten Welt gewonnen werden, sondern muss auf anderen Wegen gesucht werden; Wie kann das Wissen erworben und vermittelt werden, das in Zukunft gebraucht wird?
Deshalb müssen Schüler in die Lage versetzt werden, in einer säkularisierten Welt zu leben und darin ihr Leben und die Zukunft verantwortlich zu gestalten. Im Neuen Testament heißt es aber auch: Wissen und Erkennen sind Stückwerk. Alle Erkenntnis der Fakten und Zusammenhänge wäre nichts ohne die Liebe zu Gott und zu anderen Menschen.
Es wird darauf ankommen, wie Christen die eigenen und die ihnen anvertrauten Kinder erziehen. Die Evangelischen Kirchen der ehemaligen DDR besinnen sich nach Jahren der zwangsverordneten “Abstinenz” ihres Auftrages zur christlichen Bildung: derzeit gibt es 10 allgemeinbildende Schulen in Trägerschaft der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Thüringen. Schüler unserer Schulen werden “genötigt”, ihr Leben eigenständiger zu gestalten und ihren Lebensentwurf selbst zu verantworten. Der Mensch, der Schüler wird zum Pfadfinder. Dazu braucht es Bildung, auch christliche Bildung.
1. These
Christliche Schule wird von Menschen gestaltet; Regelmäßig gehören sie einer der beiden großen Konfessionen an.
Der Altersdurchschnitt der Lehrkräfte an öffentlichen Schulen im Wartburgkreis beträgt über 50 Jahre. Der Altersdurchschnitt der Lehrkräfte an in Trägerschaft der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Thüringen stehenden Evangelischen Schulen hingegen: 38 Jahre.
Die planmäßigen Mehrarbeitsstunden für das Schuljahr 2003/2004 im Freistaat Thüringen für staatliche Lehrkräfte belaufen sich auf ein Stundendeputat von 800 Personalstellen. Dennoch müssen bis 2005 jährlich 900 Lehrerstellen wegen Schülermangels gestrichen werden.
Bei jährlichen Ausschreibungen von Lehrerstellen an Evangelischen Schulen bewerben sich cirka 250 Lehrkräfte. In rund 90 Bewerbungsgesprächen werden fachlich und persönlich geeignete Lehrkräfte zusammen mit den Mitgliedern des Schulverwaltungsausschusses ausgesucht. Dabei kommt es in Bewerbungsgesprächen unter anderem nach 13 Jahre Wende immer wieder einmal zu einer “Spitzenaussage” bei Bewerbern: “Bei Anstellung steht eine Kirchenzugehörigkeit nicht`s mehr im Wege.”
Die Landeskirche hat festgelegt: An einer Evangelischen Schule müssen Lehrkräfte einer Konfession angehören. Die Schulleitung muß evangelisch sein. Jedoch sind nur noch 24% der Bevölkerung im Freistaat Thüringen evangelisch. Die Lehrkräftesuche ist deshalb oftmals mühsam. Bei Bewerbermangel hat sich eine “Notregelung” für ungetaufte Lehrkräfte ergeben: ein befristeter Arbeitsvertrag. Bisher haben sich 10 bei Einstellung ungetaufte Lehrkräfte später taufen lassen.
Unsere Lehrkräfte müssen erfahren und für sich verinnerlichen: “Zur christlichen Bildung gehöre auch ich; Als erwachsener Christ muss ich mich kümmern, denn dann braucht uns um den Glauben der Nachwachsenden nicht bange zu werden.” Oder: “Christliche Bildung heißt für mich: Begegnung mit einer gelebten Überzeugung”. Der Auswahl der Leitungs- und Lehrpersonen ist darum in fachlicher und persönlicher Hinsicht besondere Sorgfalt zu widmen. Wir dürfen nicht vergessen, dass in unserer Welt, in der wichtige Lebensfragen weithin jede Orientierung verloren haben, immer noch junge Menschen sich von Menschen mit klaren christlichen Grundsätzen und einer ehrlichen, der Wahrheit und der Liebe verpflichteten Lebensführung beeindrucken lassen.
In einer Evangelischen Schule gibt es unterschiedliche Erwartungen, Bedürfnisse und Wertevorstellungen; Lernen gelingt nur in einem vertrauensvollen und heiterem Klima. Kommunikation und Kooperation aller Gruppen sind dafür Voraussetzung. Ein fehlender Grundkonsens über Erziehungsziele wegen unterschiedlicher Biografien, unterschiedlicher geistiger Prägungen und spezifischer politischer Erfahrungen fordern Leitung und Kollegium besonders. Spannungen sind auf der gemeinsamen Grundlage des Evangeliums auszuhalten. Das Vertrauen Gottes in den Menschen sollte im menschlichen Miteinander für die Öffentlichkeit erkennbar bleiben. Evangelische Schulen bieten die Chance, exemplarisch und wegweisend zu arbeiten; Sie sind deshalb durch die Schulträgerin ideell und materiell zu fördern.
2. These
Trotz immer weniger Kindertaufen: Christliche Bildung hat in Thüringen Zulauf- nicht nur von ungetauften Schülern, deren Eltern zu DDR-Zeiten von Kirche bloß nichts gehört haben.
Zum Schuljahr 2002/2003 konnten wir an unseren Schulen insgesamt 1.375 Schüler registrieren. Davon waren 711 Evangelisch, 186 Katholisch, 464 Konfessionslos und 14 gehörten anderen Gemeinschaften an.
Die Würde des Menschen ist nicht von Leistung und Qualifikation abhängig. Deshalb geht sie auch in Scheitern und Schuld nicht verloren. Aus christlicher Sicht begründet dies ein besonderes Engagement für die “Schwächeren” im Rahmen des Bildungssystems.
3. These
Nach 40 Jahren Bildungsabstinenz im Sozialismus muß Kirche christliche Bildung erst wieder entdecken, um ihren Wert erkennen zu können.
Ein großer Teil der Bevölkerung betrachtet Evangelische Schulen und Evangelischen Religionsunterricht noch immer als ausschließliche Angelegenheit der Kirche, in die der Staat nicht hineinzureden hat. Gemeinsam sollten Schüler, Eltern und Lehrkräfte Erfahrungen wie Schönheit, Glück, Liebe, Freude aber auch Leid, Not, Trauer und Angst entdecken und Vertrauensfähigkeit entwickeln. Dazu muß der Umgang zwischen Lehrkräften und Schülern gelingen. Evangelische Bildung, damit Evangelische Schulen, wollen heute mehr sein als bloßer Unterricht, d.h., durch das Evangelium befreit werden. Evangelische Schule bietet darum auch Schulgottesdienste, Seelsorge, veranstaltet religiöse Wochen und Einkehrtage.
Wir spüren nach den Anfangsjahren, dass die Schulatmosphäre, das außerunterrichtliche Umfeld sowie die gottesdienstlichen Angebote ausstrahlen. Weithin sind Evangelischer Religionsunterricht und Evangelische Schulen in Thüringen für die meisten Schüler der einzige Ort, wo überhaupt eine Berührung mit Religion geschieht.
4. These
Kirchgemeinden müssen erfahren, dass Evangelische Schule auch in ihre Gemeinde hineinwirkt.
Konfessionelle Schulen sind bei Eltern “in” (Hoffnung auf besseres soziales Umfeld, wertorientierte Erziehung, bessere Schulbildung, bessere Startchancen). Ortsgemeinden müssen sich darauf einstellen, wollen sie ihre Kinder auf dem Glaubensweg nicht allein lassen. Wo rangieren Gemeindeangebote nach Computerkurs und Reitunterricht, oder was auch immer Kindern heutzutage angeboten wird? Das beste Gemeindeangebot ist keine Konkurrenz. Die Entschuldigung “ich habe keine Zeit” findet sich schon im Evangelium (das Gleichnis vom Gastmahl, Lukas 14, 15 -24).
Trotz Enttäuschungen für viele kirchliche Mitarbeiter: Kinder müssen immer wieder in die Gemeinde eingeladen werden, ansonsten bleibt sie ihnen fremd. Es ist darauf zu achten, dass Gemeinde- und schulpädagogische Arbeit nicht in Konkurrenz zueinander treten; Sie sollten sich idealerweise gleichberechtigt gegenüber stehen.
5. These
Evangelische Schulen – Hefeteig in der säkularisierten Bildungsgesellschaft?
Schulen in kirchlicher Trägerschaft sind ein Beitrag der Kirche zur kulturellen Diakonie. In ihnen soll sich zeigen, ob und wie in schulischen Bildungsprozessen eine Balance zwischen der Vermittlung von Lebensorientierung und der Vermittlung von Wissen erreicht werden kann. Bei dem Bemühen um diese Balance erproben unsere Evangelischen Schulen Wege, die auch für das öffentliche Bildungswesen modellhafte Bedeutung gewinnen können.
Evangelische Schulen sind Stätten der Erfahrung, der Erschließung von Erfahrung – auch des Glaubens, der Förderung eines christlichen Engagements und der Erziehung zu einer kritischen Kirchlichkeit.
Argumente gegen Evangelische Schulen:
Eine säkularisierte Gesellschaft braucht keine Evangelische Schule!
Die wenigen Christen können doch von der Ortsgemeinde bedient werden!
Kritische Fragen an uns selbst:
Entziehen wir den staatlichen Schulen die geistigen Kräfte?
Werden wir nicht gerade als bekennende Christen in öffentlichen Schulen benötigt?
Angesichts der Säkularisierung müssen christliche Bildungsinhalte und Traditionen wachgehalten, gepflegt und weitergesagt werden. Die Schule wird angesichts des Versagens familiärer Erziehung vielleicht zur Überlebensfrage für die Kirche. – “Gehet hin!”, heißt es schon im Missionsbefehl. Angesichts der “Sprachlosigkeit” im Bereich des Wertebewußtseins erwarten Politiker ein “Mehr” an Beteiligung von Kirchen im Bildungsbereich.
6. These
Christliche Bildung – Mut zur Kritikfähigkeit und zur Toleranz, zum Denken und zum Handeln.
Lernen, Verstehen und Schulung des Urteilsvermögens geschehen in Evangelischen Schulen mit christlichen Vorzeichen. Schüler müssen auch lernen, Werturteile und Überzeugungen anderer zu tolerieren ohne der Beliebigkeit zu verfallen. Friedenserziehung, Umweltbewußtsein, Toleranz gegenüber anderen Menschen müssen hervorgehoben werden. Werturteile und Überzeugungen sind Kennzeichen der Identität des Einzelnen. Wenn christliche Bildung in der Schule zu sinnvoller Deutung und selbstverantwortlicher Gestaltung des Lebens befähigen, wenn sie der Personalisierung des Menschen und dadurch der Humanisierung der Gesellschaft dienen, dann hat in der Schule auch eine am Evangelium orientierte, die Identität bildende und auf Verantwortung zielende religiöse Erziehung ihren Platz.
Die Grunderfahrung könnte sein, dass “mir vertraut wird und ich auch vertrauen kann”. Den Kirchen wird auf diesem Gebiet aufgrund überlieferter Erfahrungen aus der Vergangenheit nur eine begrenzte Kompetenz zugetraut. Wenn es der Schule um Vertrauensfähigkeit des Schülers und der dort Arbeitenden geht, ist Kirche hier besonders herausgefordert. Wenn die biblische Weisung ernst genommen wird (1. Petrus 3, 15), jederzeit jedem Menschen Rechenschaft vom Grund der Hoffnung, die in uns ist, geben zu können, darf auch eine christliche Bildung das Gespräch mit der Welt nicht verweigern.
7. These
Christliche Bildung fordert den ganzen Schüler und die ganze Lehrkraft – nicht nur als nachahmenswertes Vorbild.
Ausgehend vom christlichen Menschenbild bedürfen die notwendigen Entwicklungen einer Atmosphäre des Vertrauens und Zutrauens, in der Kreativität und Phantasie wachsen und angemessene Lösungen gefunden werden können. Glaube und Leben werden durch persönliche Vorbilder geprägt – bei Schülern und Lehrkräften. Areligiöse bzw. die Religion ablehnende Positionen sind für evangelische Lehrkräfte eine echte Herausforderung. An bestimmten Fragestellungen werden atheistische Prägungen des “DDR-Systems” sichtbar (Schöpfungsthematik, Wirklichkeitsverständnis, Projektionsvorstellungen, “Weggucken”).
Heute sind Kinder “Medienkinder”, die bis zu 8 Stunden am Tag fernsehen oder im Internet surfen. Eigene Wirklichkeit zu erfassen wird zunehmend ersetzt durch Angebote von fremden Erfahrungen und Vorstellungen über die Wirklichkeit; Die eigene Sinneserfahrung verkümmert lautlos. Menschenbild und Bildung sind jedoch unauflöslich miteinander verflochten.
8. These
Christliche Bildung setzt andere – ungewohnte – Akzente in Gesellschaft und Kirchgemeinde.
Mit Evangelischen Schulen leistet die Kirche ihren Beitrag zum allgemeinen Bildungswesen. Die Kirche verdeutlicht dadurch, dass die ethisch-religiöse Dimension ein tragendes Element von Bildung darstellt. Die volkskirchliche Situation wandelt sich allmählich in eine missionarische Situation. Das hat Auswirkungen auch auf den Bildungsauftrag der Kirche. Die Einsicht, warum der Glaube nicht nur ein Element sondern der Grund der Lebenspraxis sein kann – oder anders: Was heißt es, aus Glauben zu leben? -, gilt es zu vermitteln.
Die säkularisierte freiheitliche Gesellschaft lebt von Voraussetzungen, die sie selbst nicht garantieren kann (Konsens über Wertevorstellungen). Der Staat hat ein Interesse daran, dass über Werte und Traditionen in der Gesellschaft ein weitestgehender Konsens besteht und diese Entwicklung einem ständigen Erneuerungsprozeß unterworfen ist. Gerade die biblische Botschaft ist in die Kirche hineingesprochen, um sie zur aktiven Annahme des ihr vom Staat zugesprochenen Mitwirkungsrechts zu ermutigen (Religionsunterricht, Evangelische Schulen). Von 60.000 Evangelischen Religionsschülern im Freistaat Thüringen sind circa 20.000 nicht getauft.
9. These
Nicht alle Schüler sind christlich sozialisiert – Evangelische Religionslehrer steuern christliche Bildung.
Für immer weniger Menschen ist eine Kirchenzugehörigkeit selbstverständlich. Bildungsangebote müssen die inneren und äußeren Bedingungen in der Gesellschaft und in der Familie berücksichtigen.
10. These
Christliche Bildung ein nie endender Prozess – trotz säkularisierter Welt.
Im Bildungsauftrag der Kirche verbinden sich zwei Aufgaben:
a) Die Bildungsverantwortung der Kirche ergibt sich aus ihrem Verkündigungsauftrag. Hierbei geht es um die persönlich verstandene und angeeignete Orientierung im Glauben.
b) Die Kenntnis der Inhalte und Traditionen des christlichen Glaubens bilden einen wichtigen Bestandteil der Allgemeinbildung. Gerade in einer aus der christlich-abendländischen Kultur sich herausentwickelnden säkularisierten Gesellschaft ist dies unaufgebbar.
Der Bildungsauftrag der Kirche dient auf der einen Seite dem Aufbau der religiösen und ethischen Identität; Er dient auf der anderen Seite der Verständigung zwischen unterschiedlichen Lebensorientierungen. Im Blick auf beide Aufgaben richtet sich die Bildungsverantwortung der Kirche nicht allein an Kirchenglieder, sondern hat als mögliche Adressaten alle Menschen im jeweiligen kirchlichen Handlungsfeld im Blick.
Wenn wir mit Säkularisation sagen wollen, dass Religion für viele Menschen heute keine Rolle mehr spielt, dann müssen wir klar erkennen, dass nicht die Säkularisierung die Religion verdrängt hat: Religion hat ihre Bedeutung verloren, weil sie sich ihrer prophetische Rolle vergeben hat; Gott ist deshalb so still in Europa, weil Europa schweigt angesichts des Leidens und der Armut in anderen Erdteilen. Diese Bedeutungslosigkeit ist also eine vollkommen natürliche, ja eine sogar “gesunde Antwort” auf das trügerische Bewußtsein, mit dem der christliche Glaube sich “eingenebelt” hat.
Das Problem ist nicht, dass sich die Menschen von den spirituellen Dingen ab- und den materiellen Dingen zugewendet haben, sondern dass die Spiritualität, nach der sie suchen, nur eine sie täuschende Verkleidung des Geldes als vermeintlicher Garant für die Möglichkeiten des Lebens ist.
Christliche Bildung hat ihre Daseinsberechtigung – ja sie muss sein,……
a) um die Zweischneidigkeit einer Spiritualität unter den Bedingungen einer Kultur des Machbaren zu entwirren.
b) um christliche Authentizität zu erlangen.
c) um den Preis von Nachfolge und damit die Wirklichkeit der Bedeutung von “Jüngerschaft” wieder für Menschen erkennbar und begreifbar zu machen.
d) weil alle Zweifel angebracht sind, ob ohne Rückgriff auf die Quellen der europäischen spirituellen Tradition humanistische oder sozialistische Weltsicht stark genug sind, der herrschenden Kultur des Machbaren und Erreichbaren zu begegnen.
Deshalb ist christliche Bildung heute wichtig: Nicht weil sie den christlichen Gemeinden Nachwuchs garantieren soll, sondern weil sie den entfremdeten jungen Menschen die Quellen und Vorbilder zugänglich machen kann, die zugleich als mögliche Alternative zur herrschenden Kultur andere Entscheidungs- und Handlungsmöglichkeiten vermitteln.
Die Kultur des Machbaren prägt Menschen wie Münzen. Sie werden zu getrennten Einheiten, eindimensional und austauschbar, gleichsam einer Invasion von Tauschwerten gänzlich ausgeliefert. Wenn christliche Bildung sich ihrer Aufgabe ernstlich widmet, sollte sie sich behutsam auf kleine Schritte beschränken. Bildungsverantwortung in der Ortsgemeinde braucht Beteiligung aller Gemeindeglieder: Kinder und Jugendliche sind einzuladen.
Bildungsverantwortung in Europa braucht Beteiligung von Christen und ihren Kirchen. Europa ist eine Herausforderung für alle Handlungsfelder evangelischer Bildungsverantwortung. Die Europäische Entwicklungen beeinflussen zunehmend unser Zusammenleben hinein bis in die kleinste Familie und Kirchengemeinde. Ein Europa im Wandel braucht neben anderem auch christliche Bildung, braucht auch Evangelische Schulen.
Vielen Dank.