DDR Kommunalwahl 1990

1. Freie Wahl nach 40 Jahren in Crock

Die erste freie Kommunalwahl 1990 läßt Auseinandersetzungen aufbrechen, die es früher nicht gegeben hat, oder besser: nicht geben durfte.

Aus meinem Tagebuch (13.02.1990): „…Die CDU in Crock ist einfach zu selbstherrlich und übernimmt im Wahlkampf alles von der bayerischen CSU. Ständig werden gemeinsame Sitzungen abgehalten und dabei wird die Ortsgruppe Ost-CDU Crock richtig „heiß“ gemacht. In der „Coburger Presse“ ist zu lesen, daß sich die CSU Ortsgruppe Coburg wieder einmal mit großem Gefolge in Crock mit der dortigen Ortsgruppe CDU getroffen hat. Thema: „Freiheit statt Sozialismus“.  Das Fazit lautet: „Als Hauptgegner im derzeitigen DDR-Wahlkampf  der CDU sieht der Crocker Bürgermeister  Pfötsch die SPD. Die Vorwürfe der SPD, die Ost-CDU sei in der Vergangenheit an der „Jasager-Politik“ beteiligt gewesen, kontert der Ortsverbandsvorsitzende: „Auch die SPD hat ihre Vergangenheit“. Das hat mich doch sehr gewundert. Es gibt kein einziges SPD-Mitglied in der Gemeinde Crock…“

(02.04.1990)„…Damit die CDU überhaupt merkt, was eine SPD ist, habe ich als Pfarrer zum einzigen öffentlichen Wahlkampfabend in Crock in den „Grünen Baum“ eingeladen. Dazu habe ich mir einen Redner aus dem Westen geholt, der schon 35 Jahre Wahlkampf für die SPD in der BRD  hinter sich hatte.
Die Gaststätte „Grüne Baum“ ist brechend voll, der Redner hält eine überzeugende Ansprache, der aufmerksam gelauscht wird. Am Schluß sagt er, wenn die CDU ihr C ernst nähme, dann bräuchte es keine SPD zu geben. Beifall…“

(Wahltag 06.05.1990) Ich gehe am späten Vormittag zum Wahllokal Gaststätte  „Zur Linde“, um meine Stimme abzugeben. Der spätere Bürgermeister übergibt mir beim Betreten des Wahllokals ein Plakat, das er vor dem Wahllokal entfernt hat. Es ist eine Tapetenrolle, 1.50 Meter lang. Darauf bin ich skizzenhaft abgebildet – roten Pullover, Gesicht mit schwarzem Bart – als Text ist in Großbuchstaben zu lesen: „Wir wollen keinen roten Pfarrer!“  Am Ende des Tages haben 133 Bürger für die SPD gestimmt. Die Stimmen haben der Orts-CDU gefehlt. Der neue Bürgermeister ist deshalb nur mit einem ganz knappen Stimmenvorteil in sein Amt gekommen. Das hat er mir übel genommen. Nie wurde ich wieder zu irgendeinem Anlaß mehr eingeladen. Aber für ihre Werbung nutzt die CDU das Bild der St.Veits-Kirche mit der Aufschrift: „Die Zukunft hat begonnen. Zukunft nur gemeinsam – CDU 1990“.

„Mein Wahlplakat“

Ich war bisher in keiner Organisation und wollte auch in keine.

Ich war bisher in keiner Organisation oder Partei und wollte auch in keine.

31. Jahre später (2021)

kommt ein Brief an….

Briefumschlag ohne Absender

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Der Inhalt

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Inhalt 2. Teil

Inhalt 2. Teil

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