Beinrode / Eichsfeld, August 2009
„Zum Thema „Freiheit braucht Verantwortung“ veranstaltete das Evangelische Militärpfarramt Erfurt eine Rüstzeit mit Offizieren des Landeskommandos Thüringen.
„Was sind uns Freiheit und Verantwortung heute noch wert? Manche Umfrageergebnisse rütteln uns auf. Demnach scheint in Vergessenheit zu geraten, dass die Demokratie von der Freiheit lebt. Das sollte uns Sorgen machen. Woher kommt das Misstrauen gegenüber einer freiheitlichen Gesellschaftsordnung …?“ (Zitat aus dem Grußwort von Bundespräsident Horst Köhler anlässlich der Verleihung des Preises „Freiheit und Verantwortung“ in Berlin am 3. Dezember 2007)
Zu einer Rüstzeit mit dieser Thematik lud das Evangelische Militärpfarramt Erfurt in das Johannitergut Beinrode im Eichsfeld. Offiziere des Landeskommandos Thüringen beschäftigten sich ausführlich mit dem Thema aus christlicher Sicht. Schon in der ersten Christenheit wurde deutlich, was man unter Freiheit verstand: Dass ich nicht tue, was ich will, sondern, dass ich will, was Gott tut. Die Kirche ist der Leib Christi, ihre Freiheit ist seine Freiheit.
Aus den Wendungen, in denen wir das Wort Verantwortung gebrauchen, geht deutlich hervor, dass etwas dabei von uns abhängig ist und dass wir dieses zugleich als Beanspruchung und Bürde empfinden. Man trägt und übernimmt Verantwortung. Sie kann schwer auf einem lasten und man kann sich ihrer zu entledigen suchen. Im Gespräch kristallisierte sich schnell heraus: Man muss einstehen für das, wofür man verantwortlich ist.
Am Nachmittag wurde sehr anschaulich von Jobst Graf von Wintzingerode die Geschichte der evangelischen Burg Bodenstein im Rahmen des Themas erläutert. Diese war ursprünglich vermutlich ein Grenzposten zwischen den Stämmen der Sachsen und der Franken und wurde von Heinrich I. als Befestigung gegen die Ungarneinfälle ausgebaut. 1914 übernahm Gräfin Gisela von Wintzingerode, die sich während des Dritten Reichs stark in der Bekennenden Kirche engagierte, die Verwaltung der Burg. Der Bodenstein war ein Zentrum der kirchlichen Resistenz gegen den nationalsozialistischen Kirchenkampf um die späteren Landesbischöfe Hanns Lilje und Ludolf Hermann Müller. Im Zuge der „Demokratischen Bodenreform“ wurde die Familie Wintzingerode 1945 entschädigungslos enteignet und vertrieben. Vom Westen aus nutzte die Gräfin ihre kirchlichen Kontakte, um eine Übertragung der Burg an die Evangelische Landeskirche der Kirchenprovinz Sachsen zu erreichen – dieses geschah 1948.
Alle Rüstzeitteilnehmer wurden überraschend aus Anlass des 20. Jahrestages der Öffnung des „Eisernen Vorhangs“ in Ungarn durch den Thüringer Ministerpräsidenten Dieter Althaus zu einem Festakt nach Teistungen eingeladen. Auf dem Grenzübergang Teistungen – Duderstadt sprachen Ungarns ehemaliger Ministerpräsident Viktor Orban und Niedersachsens Innenminister Uwe Schünemann. Das historische Datum steht für die Flucht von rund 700 DDR-Bürgern in die Freiheit. Zugleich war es der Beginn des Falls des „Eisernen Vorhangs“.
Neben der theoretischen Themenarbeit, musste während der Rüstzeit auch verantwortungsvolle Teamarbeit gezeigt werden, hier beim Überqueren eines Gewässers auf dem Floß
Die spannende und zugleich bewegende Rüstzeit endete in der alten Hauskapelle des Johanniterguts Beinrode mit einem Abendmahlsgottesdienst. Alle waren sich einig, auch 2010 wieder eine Rüstzeit zu veranstalten.“