Kirchgemeinde Crock in der Zeitung 1992

Falsche Angaben bei Paß- und Meldewesen

Neue Orgel für die Kirche in Crock. Doch woher das Geld nehmen? Als zum ersten mal nach der Wende Lohnsteuerkaten ausgegeben wurden, haben im Kreis Hildburghausen 5.000 Einwohner angegeben, dass sie keiner Kirche angehören. Nach Prüfung der Sachlage, waren diese Angaben falsch. Warum die Kirchgeldeinnahmen vorerst so niedrig waren, erklärt auch die Tatsache, daß viele Menschen im Einzugsgebiet offensichtlich garnicht mehr wußten, daß sie in der Kirche sind. Der Sozialismus läßt grüßen.

Zeitungsartikel 1992

Zeitungsartikel 1992

Die Spenden, die für die neue Orgel gesammelt werden sollten, hielten sich in einem bescheidenen Rahmen. 250 Crocker spendeten insgesamt 200 Mark. Als Ortspfarrer habe ich dann die Restaurierung wieder fallen lassen. Nach all den vielen Jahren des Gemeindeaufbaus, der Kirchensanierung und und und hatte ich jetzt auch keinen Antrieb mehr. Wieder einmal mehr mußte ich erfahren, dass jetzt das Geld regiert. Das „liebe Kirchgeld“ fehlte nun überall. Wie sollte es finanzielle mit den Kirchgemeinden weitergehen? Keine Antworten.

Dressel, Hans-Heinrich war der Organist der Kirchgemeinde und leitete den Kirchenchor. „Nebenbei“ war er noch Holz-Kopfschnitzer von Handpuppen. Viele Jahrzehnte war er ein treuer, musikalischer Begleiter der Kirchgemeinde Crock.

„Neue Orgel für Crock?
5.000 Leute wußten nichts über Religionszugehörigkeit
Falsche Angaben bei Paß – und Meldestellen gemacht

„Crock (FW Günther). Der Crocker Pfarrer Johannes Ziegner hat sich in einem Brief an die Mitglieder seiner Kirchengemeinde gewandt und ihnen folgendes erklärt: Die derzeitige Orgel in Crock sei durch Wurmbefall und über Jahre eindringcndes Regenwasser so schwer beschädigt, daß sie in zehn Jahren nicht mehr bespielbar sein werde. Eine Reparatur koste ebensoviel wie ein Neubau.

So billig wie im Moment würde Crock nie mehr eine neue Orgel bekommen Der Kostenvoranschlag betrage 240.000,00 Mark inklusive Mehrwertsteuer, aber schon im nächsten Jahr würde die Orgel wieder teurer.

Zwei Möglichkeiten gibt es nach Pfarrer Ziegner: Entweder die Crocker ließen alles so wie es ist, oder sie finanzierten sich selbst eine neue Orgel. Das würde, so rechnete Johannes Ziegner in seinem Brief vor, für jedes getaufte Gemeindemitglied in zwei Jahren 200 Mark kosten oder pro Person 8,33 Mark im Monat. Der Pfarrer appellierte nochmals: „Vergeßt nicht, daß ihr ein Jahrhundertprojekt finanziert. „

Auch in der Kirche m Crock hängen seit dem 1. Januar Listen aus, in die sich die Leute
eintragen sollen, die einem Neubau zustimmen. Warum er diese Initiative gestartet hat, erklärt Pfarrer Ziegner so. Es sei in Thüringen nicht so geregelt wie in den Altbundesländern, wo die Landeskirche genug Geld über Kirchensteuern einnehme und auch für solche Projekte wie beispielsweise in Crock etwas gebe.

In Thüringen seien die Kirchensteuereinnahmen minimal, jeder Zuschuß der Landeskirche sei deshalb gestrichen. Warum die Einnahmen vorerst so niedrig liegen, erklärt auch die Tatsache, daß viele Menschen im Kreis Hildburghausen offensichtlich gar nicht mehr wußten, daß sie in der Kirche sind. Als nämlich erstmals Lohnsteuerkarten ausgegeben wurden, und sich die Leute bei der Paß- und Meldebehörde zur Religionszugehörigkeit äußern mußten, gaben viele an keiner Kirche anzugehören. Nachträgliche Untersuchungen, die vom zentralen Einwohnerregister gemacht wurden und der Kirche zur Kontrolle übermittelt wurden, ergaben, daß diese Angaben bei mehr als 5.000 Einwohnern falsch waren. Sie erhalten jetzt entsprechende Bescheide von der Behörde; ihre Kirchcnzugehörigkeit muß nachgetragen werden.“

(Zeitung Freies Wort 1992)
Orgelspenden Crock 1992

Orgelspenden Crock 1992

„St. Veits-Kirche
Zu wenig Spenden für die neue Orgel.
Nur 250 Crocker zahlen 200 Mark.

Crock (FW/Kost) Obwohl dringend notwendig wird es in der Crocker St. Veits-Kirche
vorerst keine neue Orgel geben. Nur 250 Gemeindeglieder zeigten sich bereit den Beitrag von 200 Mark für die neue Orgel zu zahlen 730 Geimeindeglieder waren nicht bereit, den geforderten Betrag für eine neue Orgel zu investieren Damit kann die Kirchgemeinde nur mit 50.000 Mark rechnen. Das neue Instrument für die St. Veits-Kirche kostet aber etwa 280.000 Mark Der Geimeindekirchenrat will sich etwas Neues einfallen lassen, verspricht Pfarrer Johannes Ziegner im Gemeindebrief. Die Crocker Orgel wurde 1731 in die St. Veits-Kirche eingebaut. Sie ist laut Gutachten eines Kirchenmusikdirektors „kein Prachtstück ihrer Zeit“, das Instrument hätte keinen Denkmalwert.

Wenn schon keine neue Orgel, so erhält die Crocker Kirche neue Fenster. Die Glasfenster sind 83 Jahre alt und müssen dringend repariert werden. Auch die Fassade muß fertig
verputzt werden Die Gesamtkosten belaufen sieh auf etwa 20.000 Mark Diese Kosten hat
die politische Gemeinde Crock übernommen.

Nur noch 15.000 Mark fehlen für die neue Orgel in Waffenrod-Hinterrod. Zum letzten Kassetag kamen erneut 5000 Mark zusammen Der nächste Kassetag wird nach Ostern abgehalten. Am Sonntag, 24 Mai. will die Kirchgemeinde ein Orgelfest feiern, auf dem die alten Orgelpfeiffen versteigert werden sollen. Das Prospekt der Orgel in Waffenrod-Hinterrod bleibt erhalten.

Schlechte Zahlungsmoral haben die Gemeindeglieder, denn
es fehlt vielerorts noch das Kirchgeld für 1991, um die laufenden Kosten der Kirchgemeinde zu erfüllen. In Crock fehlen 10.500 Mark, in Oberwind
2.800 Mark und in Hirschendorf 1.075 Mark.“

Schülerchor singt inCrock

Schülerchor singt in Crock 1992

Der Schülerchor des Gymnasiums von Hildburghausen singt in der Kirche Crock. Zwar schon das zweite Mal, doch der Europagedanke ist den meisten Zuhörern fremd. So hofft man, dass das europäische Liedgut dazu beiträgt etwas weiträumiger zu denken.

Weihnachten 1992

Weihnachten 1992

Neu war auch, dass man sich im Freien Wort theologisch äußern konnte. So habe ich mit einer Zeitungsandacht zum Ausdruck gebracht, daß auch dieses Weihnachtsfest vorüber gehen wird und der Alltag uns alle wieder in den Griff bekommt. Wir werden wieder übereinander reden und herziehen, werden dem anderen spürbar die Faust der Nächstenliebe zeigen, denn Gott ist mir Weihnachten nur allein erschienen?

„…Der Heilige Abend ist fest verbunden mit dem Licht, mit dem Hirtenfeuer von Bethlehem und natürlich der Geburt des Jesus von Nazareth. (Unser Foto zeigt die in der Crocker Kirche aufgebaute Miniaturkrippe). „Doch schaut man sich dieser Tage in unserer Welt um“, so Pfarrer Johannes Ziegner in seiner Predigt am ersten Weihnachtsfeiertag, „so entdeckt man wieder ein gewalttätiges Weihnachten. Nicht nur die Nachrichten bringen uns Hiobsbotschaften in die gute Stube. Schaut das Spielzeug an, das zu Weihnachten besonders gern gekauft wird. Spielzeug, das mit Vernichten, Umbringen und Zerstören zu tun hat…“

Kirchgeld

Kirchgeld auf Sparflamme

„Freies Wort“ Crock (P. Lauterbach).

„Der Kirchgemeinde Crock/Oberwind fehlen derzeit fast 30.000 Mark Kirchgeld. „Das ist“, so Ortspfarrer Johannes Ziegner, „für eine kleine Kirchgemeinde sehr viel. Man kann dadurch fast keine Aktivitäten mehr planen – es läuft derzeit alles auf Sparflamme.“ Eine Reihe von Zahlungsrückständen stammt zwar aus den letzten fünf Jahren, trotzdem prophezeit der Ortspfarrer der Kirchkasse düstere Zeiten: „Der Schuldenberg wird wachsen. Es wird einfach nicht bezahlt. Bei 1.300 Gemeindegliedern in Crock und Oberwind müßten jährlich etwa 12.000 Mark in die Kirchkasse fließen, die ausschließlich für die Werterhaltung und Benutzbarkeit von Kirche, Pfarrhaus und Kü-sterhaus aufgewendet werden.

Die Kollekte an den Sonntagen reicht oft nicht einmal für Strom-und Heizkosten. Von der Landeskirche kommt kein Zuschuß mehr. Wo anders also soll Geld herkommen, wenn nicht von jedem einzelnen Gemeindeglied ?“ Offenbar liege es am Stellenwert, den die Menschen heute der Kirche zumessen, meint der Ortspfarrer. Im Gegensatz zu heute hätten selbst im Dreißigjährigen Krieg, als große Armut und Not auch in Crock herrschten, die Menschen Geld zur Renovierung ihrer Kirche ausgegeben. Besonders dankbar ist der Crocker Gemeindekirchenrat daher für die großzügige Spende der politischen Gemeinde in Höhe von 22 000 Mark für Reparatur und Sicherung der wertvollen Kirchenfenster, die sonst nicht hätte durchgeführt werden können.“

Thüringer Waldverein

Thüringer Waldverein

Der Thüringer Waldverein gründet sich in Crock. Der schon bestehende Verein in Coburg hatte die Initiative in Crock ergriffen. Nach einem Gottesdienst im Sommer wurde der Verein ins Leben gerufen.

Thüringer Waldverein

Thüringer Waldverein

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