„Nur für innerkirchlichen Dienstgebrauch!“
Vom Rat des Kreises Hildburghausen wurden ich und andere Pfarrer im Landkreis quasi aufgefordert „Spiritus-Umdrucker“ aus der CSSR zu kaufen. Ich traute wohl meinen Ohren nicht. Die Partei bietet uns Handdrucker an, um unsere Aushänge, Gemeindebriefe und anderes mehr zu drucken. Verrückt. So bin ich mit dem Trabant und Anhänger nach
Karl-Marx-Stadt in die „Abholstelle“ gefahren und habe 5 Drucker geholt, für die Kollegen gleich mit. Jetzt brauchte man nur noch Spiritus, Matrizen und jede Menge Papier. Es geht wohl in die Tausende, was ich an Papier bedruckt habe. Aber es hat eben auch seine Wirkung nicht verfehlt. Die Kirchgemeinden waren jetzt präsenter in der sozialistischen Gesellschaft.
Hintergrund für diese Aktion war, das ein voller Zug mit diesen Druckern von der CSSR nach Polen gefahren werden sollte. Da dort aber Solidarnosc agierte und das Kriegsrecht herrschte, wurden „vorsichtshalber“ die Drucker zum freien Verkauf in die DDR umgeleitet.
In meinem Büro habe ich „versteckt“ eine Druckecke eingerichtet und habe oft nur nachts die Kurbel gedreht, da der Spiritus einen imensen „Duft“ verströmte. Das bedruckte Papier roch ebenfalls noch tagelang. Aber wir konnten unsere Mitteilungen verbreiten unter einer einzigen, staatlichen Auflage. Auf jeder Seite mußte stehen:
„Nur für innerkirchlichen Dienstgebrauch!“
Das Kirchenfest konnte beginnen! Jetzt konnte ich zusätzlich jeden Haushalt nach einer „Nachtschicht“ am Drucker erreichen.
Dazu gehörte Blasmusik, Bratwürste, Kuchen, Kaffee und Bier. Und natürlich schönes Wetter. Die Vorbereitungen wurden von allen mitgetragen.
Ich hatte damals eine neue Kamera und so ist vieles lebendig geblieben.
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Der Stasibericht 1984
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