Vortrag zur Geschichte der Kirche in Crock (1989)

500 Jahre jung und doch so alt?

Am 25.6.1989 in der Kirche zu Crock von mir gehalten, als Ortspfarrer Johannes Ziegner. Anlässlich der 500-Jahrfeier der St. Veit Kirche Crock. Die Notizzettel für diesen Vortrag habe ich jetzt zusammengefügt, Zitatangaben sind mir leider nicht mehr möglich, jedoch am Schluss habe ich die gelesene Literatur aufgelistet.

Liebe Gemeinde, liebe Gäste,
wenn wir heute aus Anlass der 500 Jahrfeier unserer St. Veit-Kirche zurück schauen, dann müssen wir  in einem kurzen Zeitraum Jahrhunderte überbrücken. Mit einem Überblick über die Anfänger der Crocker Geschichte will ich beginnen, um dann im Detail über die letzten 500 Jahre zu berichten.

Vor rund 3.000 Jahren soll der Volksstamm der Kelten hier auf der Bergnase, dem Irmelsberg gewohnt haben.  Hier gab es keine reiche Burg oder ähnliches, vielmehr dürften hier einfache Kelten gewohnt haben. Diese hatten für die Nahrung des Keltenfürsten und sein Gefolge Sorge zu tragen. Dieser Fürst wohnte in Sichtweite auf dem Gleichberg. Heute ist dort ein riesiges Steinfeld zu bewundern, welches von vergangener Größe einer Burganlage zeugt.  Nun stellt euch nicht vor, dass die kleinen Leute der Kelten hier einfach die Zelte aufgeschlagen haben. Vielmehr suchten sich die Kelten in der Umgebung einer vorspringenden Nase, die nach drei Seiten schroff abfiel. Der Irmelsberg war ein solche Nase.  Außerdem gab es hier Wasser.

Rings um den Berg wurde der Wald mühsam gerodet, um Felder anzulegen. Außerdem hatte man von dieser Bergnase aus eine gute Sichtverbindung zu dem Hauptstamm der Kelten. Das war wichtig, um rechtzeitig durch Rauchzeichen ihnen den Feind anzukündigen. Damit auch der Keltenfürst die Übersicht behielt, gab er jedem Völkchen einen Namen. Ortsnamen waren damals nicht bekannt. Die hiesigen Kelten müssen sich wohl des öfteren bei deren Ablieferung in der Burg über den schlechten Boden mit den vielen Steinen beschwert haben. Dann wohnten sie auch noch auf einem Felsen. Und so nannte der Keltenfürst die hier wohnenden Kelten einfach: „Die Leute vom Felsen“. Felsen heißt keltisch: „Crug“. Durch die Jahrhunderte hindurch änderte sich immer wieder einmal die Aussprache: Crug, Crokaw, Krackte, Cräcker und zuletzt Crocker. Aber trotz der verschiedenen Aussprachen seid ihr es bis heute geblieben: Die Leute vom Felsen, die Crocker.

Die Kelten selbst hatten schon damals eine hohe Kultur. Bestecks waren noch nicht in Gebrauch, doch schlürft man das suppenartige Essen aus schönen gebogenen Tellern. Axt und Messer waren schon damals südländische Importe und zeigte an, dass ihre Besitzer gehobene Essgewohnheiten hatten.

Unsere keltischen Vorfahren hatten auch schon eine Landesgrenze, nur auf der anderen Seite. Der Rennsteig war die Grenze, die die Kelten von den Germanen im Norden schützte. Die Germanen, ein rauhes und derbes Volk, worüber selbst die Römer immer wieder staunten, brauchten mehr Raum. Sie umgingen im Osten einfach diese Grenze und lösten die keltischen Stämme auf. Die damals hier wohnenden Kelten wurden zum Teil germanisiert und siedelten sich später im „Tal der Waisa“ an.

Doch der Anbetungsplatz, genannt Thing, blieb hier oben auf der Bergnase. Man traute sich nicht diesen einfach zu verlegen. Die Götter könnten darüber böse werden. Aber auch den Germanen wird es hier oben recht frisch und windig gewesen sein und so zog einer nach dem andern ebenfalls ins „Tal der Waisa“.

Im 7. Jahrhundert nach Christus kam der Missionar Bonifatius und trieb den Germanen ihren Gott „Donar“ aus. Damals wurden als Zeichen der neuen Religion auf der Bergnase „Irmelsberg“ drei Kreuze errichtet. Die Flur nach Oberwind heißt heute noch: „Zu den drei Kreuzen“.

Nicht nur, dass die Germanen christianisiert worden sind, nein, nun wurden sie auch noch durch Kriege „Franken“ und das seid ihr bis 1918 auch geblieben.

Crock lag verkehrstechnisch sehr günstig an der Handelsstraße Hamburg-Venedig. Jetzt entstand hier eine kleine Kapelle, die recht bald zu Wallfahrten diente. Eine Sage, die noch heute in den Köpfen spukt, weiß wunderbares von dem Wasser hier oben zu berichten. Der König der Franken, Dagobert, gestorben im Jahr 647 nach Christus, hatte eine Tochter mit Namen Irmina. Diese soll Äbtissin in Trier gewesen sein. Diese Tochter hatte angeblich längerer Zeit hier oben auf dem Berg gewohnt und sich immer in diesem Quellwasser gewaschen. Seitdem ist es trüb, aber mit heilender Wirkung und mehr weiß auch ich nicht darüber zu berichten.

500 Jahre später, 1152, gewinnt Graf Popo von Henneberg einige Güter hier im Land, unter anderem auch Crock. Nach diesem Grafen ist zum Beispiel der Ort Poppenwind genannt worden. Der Ort Crock wird als solcher zum ersten Mal in einer Urkunde erwähnt. Crock wird somit 1989 837 Jahre alt. Sobald also kein Jubiläum. Der Bürgermeister kann sich wieder zurücklehnen, noch ist kein großes Fest auszurichten!

1360 bringt Graf Heinrich zu Henneberg mit seiner Frau Jutta zusammen eine ihrer Töchter in das Kloster Sonnenfeld. Damals war es üblich, dass jeder Ort darum etwas für das jeweilige Kloster gab und zwar jährlich, damit das  das Kloster leben konnte.

„Krack“ musste ebenfalls den 10. entrichten. Den Hennebergs haben wir somit unsere urkundliche Erwähnung zu verdanken. Trotz der Abgabe des 10. ehrten unsere Vorfahren die von Hennebergs mit ihren Wappen hier in der Kirche (Decke Altarraum).

1452 gibt es in der Crocker Kirchgemeinde ein erstes Register über die Lebenden und die Toten, die etwas für den Kirchenneubau gespendet haben. 37 Jahre vor Baubeginn dieser Kirche wurde demnach die ersten Spenden gesammelt.
Denn: die kleine Kapelle reichte für die Bedürfnisse der Gemeinde nicht mehr aus. 10 Ortschaften gehörten damals zum Kirchgemeindeverband Crock. So wuchs der Gedanke, eine richtige große Kirche zu bauen. Die Eisfelder Gemeinde muss  ähnlich gedacht haben. Sie baute ein Jahr früher ihre Kirche, nur 5 km entfernt. Was muss das für eine glaubensstarke Zeit gewesen sein? Heute fällt uns jede Reparatur, jeder Art von Materialbeschaffung, jede Art von Finanzierung schon schwer.

1489 – Baubeginn – vor 500 Jahren. Es wird nicht lange gedauert haben, bis diese Kirche stand. Handwerksmeister und Arbeitsleute wird es damals genug gegeben haben. Der Vikar Friedel, der als erster Geistlicher dann angestellt wurde, hat wohl mit den Bauaufgaben nicht allzu viel zu tun gehabt. Er wird die Größe des Altarraumes festgelegt haben. Für diese Größe diese Altarraumes bin ich heute sehr dankbar.

Im spätgotischen Stil wird die Kirche erbaut. Am Anfang wurden hier erst katholische Gottesdienste gefeiert. Aus dieser Zeit stammen noch drei Dinge:

  • Tabernakel, das Sakramentshäuschen,
  • Taufstein, wahrscheinlich aus der Kapelle übernommen,
  • sowie Kreuzrippengewölbe der Altarraumdecke.

Das zu Beginn einfache Kreuzrippengewölbe wurde noch während der Bauzeit so verändert, wie wir es heute sehen.

1510 kommt dann Martin Luther hier an der Kirche auf seinem Weg nach Rom vorbei. Er wird sich hoffentlich über diesen Neubau gefreut haben. Jedoch hat er leider, der Augustinermönch, nicht in diesen Kirchenneubau hineingeschaut. Die Spätfolgen machten sich 1983 bemerkbar, denn in diesem Luthergedenkjahr durften in der DDR nur die Kirchen saniert werden, die Luther auch besucht hatte. Ein damaliger Versuch meinerseits wurde eben mit dieser Begründung vom Rat des Kreises Hildburghausen abgelehnt.

Mit der Reformation – nur 7 Jahre später – änderte sich auch in kurzer Zeit im Crock so einiges. Aus der katholischen Kirche wird eine evangelische. Crock gehört jetzt zu Wittenberg, dem Kernland der Reformation.

Was die Gemeindeglieder alles unter großer Opferwilligkeit der damals neuen katholischen Kirche gespendet hatten: Heiligenbilder, einen Hochaltar, Monstranzen, Altartücher, Kerzen und und und, wurde alles ab 1530 aus der Kirche getragen und in das Schloss nach Eisfeld gebracht. Dieses brannte aber zweimal ab und so sind alle diese Dinge verloren.

1548 wird auf den „Befehl“ des Superintendenten von Eisfeld hin, hier in Crock das Kirchenbuch angefangen. Es wurde in Eisfeld geführt. Doch ist dieses leider im dreißigjährigen Krieg auch in Eisfeld verbrannt.

Sieben Jahre später, 1555, wird Crock zu einer Pfarrstelle erhoben. In diesem Jahr kam auch Philipp Melanchton, der Mitstreiter Luthers, an der Crocker Kirche vorbei und es wird berichtet, dass er gesagt haben soll: „An einem solchen einsamen, lustigen Ort wolle er wohnen.“ Weiter wird berichtet, dass die Kirche schon damals von einem Buchenwald umgeben war.

1565 brennt der Kirchenturm aus, so dass alle vier Glocken in der Glut schmelzen. Vier Jahre später kann wieder geläutet werden. Damals wurde ein Spruch in das oberste Fenster des Glockenturms gemeißelt, auf dem heute noch zu lesen ist: „Dieser Turm hie, steht in Gottes Hend, bewahrt ihn bis an das Weltend“. Eine Verpflichtung für alle Generationen in Crock.

1574  zieht der Pfarrer, der als einziger hier oben auf dem Irmelsberg noch im Holz wohnte, endlich ins Dorf, in das neuerbaute und noch heute erhaltene Pfarrhaus auf dem Lutzchen Gut.

1584 gibt es eine Visitation der örtlichen Schule in Crock. Erstaunlich. Muss doch eine Schule schon vorhanden sein. Der Bericht sagt aus. „Die Schule in Crock ist mit einem getreuen, tüchtigen und fleißigen Mann bestellt, gegen den keine Klage vorgebracht worden ist.“  Als Mangel wurde befunden, „…dass die Eltern säumig sind ihre Kinderlein zur Schule zu schicken, obwohl sie es tun könnten, sonderlich, die in der Nähe sind. Zur Zeit gibt es nur 15 Schüler, die Eltern sind ermahnt worden, ihre Kinderlein zur Schule zu schicken, welches sie zu tun verheißen haben.“

Damals gab es auch ein ordentliches Unterrichtsziel: nämlich die wahre Frömmigkeit zur Erkenntnis und Verehrung Gottes zu erlangen. Die Unterrichtsmethode dazu war denkbar einfach: stufenweises und bequemes Fortschreiten vom Leichten zum Schweren durch Nachahmen, Nacheifern und übertreffen. Allgemein wird über die Schule zusammenfassend gesagt: „Die Schulen gleichen lieblichen Gärten, welche mit mannigfaltigen Arten von Pflanzen angefüllt sind. Werden sie von Gärtnern sorgfältig gehegt, gepflegt und gewartet, so wachsen sie schließlich zu fruchtbaren Bäumen heran und bringen süße und den Menschen heilsame Früchte. Darum soll uns allen, denen die Sorge für die christliche Jugend übertragen ist, ganz besonders am Herzen liegen, dass wir in unserem Amt immer fromm, treu und beständig erfunden werden, die Jugend selbst durch Frömmigkeit, Sittenreinheit, unablässiges Streben und gute Beispiele recht warten und alle Ärgernisse vermeiden, damit diese Pflanzen nicht entweder durch unsere Nachlässigkeit oder Sorglosigkeit oder Ärgernis vertrocknen und verderben“.

Und das wurde 1584 aufgeschrieben.

1591 wird dann auf dem Irmelsberg, auf dem Platz vor der Kirche, ein Schulgebäude errichtet. Bis 1908 haben dort die Lehrer Dienst getan, bevor das Schulgebäude neu errichtet im Dorf, gegenüber dem Pfarrhaus, die Schüler aufnahm.

Der Grabstein eines Lehrers ist der Kirchgemeinde erhalten geblieben und ist jetzt mit der Renovierung von der Umfriedungsmauer der Kirche zum Schutz in die Kirche genommen worden. Es ist ein sehr aufwendig gestalteter Grabstein von dem Lehrer Andreas Bauer. Der sogenannte 3 Weiberstein. Die Inschrift lautet sinngemäß: dass Andreas Bauer hier in Crock 52 Jahre lang als Lehrer in einem mühseligen und beschwerlichen Schulamt gestanden hat. So lieb waren die Kinder damals auch eben nicht.

Im Jahr 1600 werden die Männer in den Ortschaften gezählt:

  • Crock 93,  heute 1.100 Ew
  • Oberwind 29, heute 200 Ew
  • Waffenrod-Hinterrod 55, heute 470 Ew.

Im gleichen Jahr kauft sich die Kirchgemeinde ein Buch über die „Geheimnisse der Natur“ mit fast 1.200 Seiten. Sehr lesenswert. Zum Beispiel: „Der Salat hat die Natur und Kraft, daß, wenn man ihn gar zu oft braucht und keinen Senf oder Bornkresse, oder Studentenkraut darunter mischt, dem Gesicht schadet und die Klarheit verdunkelt oder trübe macht und desto mehr, wenn man nicht Wein darauf trinket“. Die Alten haben den Salat nicht zu Anfang des Essens gegessen, sondern zuletzt, nach aller Speise, dieweil der Salat kalter und feuchter Natur ist, so macht er zuletzt gegessen einen guten Schlaf.

Zuletzt wird verkündet: „Allzuviel Salat essen macht unfruchtbar“.

In der Sakristei befinden sich im 16. Jahrhundert auch 3 handgeschnitzte Holzfiguren: Christus, Maria und Johannes. Angeblich sind die 3 Figuren in das Meininger Museum gekommen. Mein Vorgänger hat dort schon nachgeforscht, aber vergeblich. (Anmerkung: Nachforschungen nach 1990 brachten auch kein Ergebnis.)

1608 werden im Crocker Pfarramt die Kirchenbücher angelegt. Sie sind mit die interessantesten Bücher einer Pfarrei, da sie viel über die jeweilige Situation aussagen. Sie benennen nebenbei Lokales, beschreiben einzelne Menschen oder weisen auf besondere Ereignisse hin. So kann man besonders zu Sterbefällen immer wieder interessantes lesen:

Im gleichen Jahr wird die Frau des Bürgermeisters von Biberschlag, der Ort gehörte auch zum Kirchspiel Crock, hier hinter der Kirche an der Mauer beerdigt, ohne Geläut und Gesang, weil sie wegen der Zauberei bezichtigt wurde.

Am 02. April 1619 kommt der Bäcker von Crock, Claus Hörnlein, im Alter von 77 Jahren im Oberwinder Holz um. Gefunden wurde er mit einem großen Loch in der Hirnschale.

1620 wird auf dem Crocker Friedhof ein namenloser Mann beerdigt, welcher sich in Schwarzbach, als er in der Papiermühle gewesen, im Heimweg durch Gottes Verhängnis vom Fels hinter der Mühl unversehens zu Toden gefallen.

1629 stirbt mit 32 Jahren Anna Hoffmann. Als das Wetter ins Haus geschlagen, unter der Haustür lehnend, vom Fall oder Schall des Schlages ist sie getroffen worden.

Endlich, könnte man sagen, wird das große Pfarrspiel mit 14 Gemeinden in 4 Kirchspiele aufgeteilt: Brünn, Biberschlag, Heubach und Crock. Die große Sorge dabei, ob man genügend Pfarrer zum Dienst bekommt. Und dann, wenn es arme Pfarrer sind, die Weiber und die Kinder allzuviel werden? Welche zu ernähren der gottlosen Welt allzuschwer fällt?

Doch es scheint zu gelingen. Fortan gehören zu Crock: Oberwind, Waffenrod und Hinterrod. Hirschendorf gehört noch ein paar Jahrhunderte  weiter zu Eisfeld.

Das Einkommen für die Pfarre Crock sah damals folgendermaßen aus:

  • 9 Sack Korn aus dem Kloster Veilsdorf
  • 1 Wiese bei Crock „In den Klingen“
  • 1 Obstgarten oben „Am Berg“ bei der Kirche
  • 6 Rinder.

Inzwischen ist der dreißigjährige Krieg (1618-1648) ausgebrochen, der auch viel Leid für die Menschen in diesen Orten gebracht hat.

In diese Zeit fällt eine große Renovierung der Kirche (1621).  Während der Renovierung werden auch die Bilder auf der 1. Empore für nur 180,00 Mark gemalt. Heute sind diese ein Kleinod.

Am 05.11.1623 „…wird Herr Hans Trisel aus Sülzfeld hier beerdigt, nachdem er in der Kirche zwei Nächte lang verwahrt worden ist, wurde er in Gegenwart seiner Freunde begraben, welcher ganz jämmerlich, erbärmlich und unschuldigerweise von zwei bösen Buben der damaligen durchreisenden kaiserlichen Soldaten am Brünner Berg gegen Bürden erschossen worden ist, nur eines Pferdes wegen, welches er auf Befehl seiner Obrigkeit gemeldeten Kriegsvolk hat vorspannen müssen und im Umwenden von Crock aus, ihm diese 2 gottlosen Soldaten nachgerennt, solange, bis sie ihn am gemeldeten Ort erhascht haben“.

In den Jahren von 1627 bis 1632 wurde die Familie von Heldtritt, die in Brattendorf wohnte, hier im Altarraum beerdigt. Die Grabsteine sind bis 1908 gut sichtbar gewesen. In diesem Jahr 1908 wurde die Kirche renoviert und der Altarraum bekam seine jetzigen Fußbodenplatten. Die Namen der Verstorbenen und im Altarraum Beerdigten waren:

  • Hans Albert von Heldtritt
  • Margarethe von Heldritt
  • Anna von Heldtritt und
  • Kunigunde von Heldtritt, eine geborene Kempterin.

Am 27. September 1680 wird „…Hans-Heinrich Adam geboren. Doch Heinrich Weber, der angebliche Kindsvater, will sich zum Vater nicht anmaßen, weil sie, die Mutter, nach ihrer und seiner Aussage, das Kind sieben Wochen zu bald gekommen ist“.

1685 gibt es dann eine neue Ordnung für die Kirche und das Schulwesen. Für Crock heißt es von nun an: „Die Pfarrer dürfen Sonntags nicht länger als 1 Stunde predigen, an Wochentagen nicht länger als eine dreiviertel Stunde. Die Predigten sollten nicht zum Inhalt haben: weltliche Historien und auch keine Fabeln.

Desweiteren ist es den Handwerker ernstlich zu verbieten, auf den Sonn-und Festtagen sich einer Saufferei hinzugeben.  Wegen des Schlafens und Schwatzens während des Gottesdienstes sind Personen zu bestellen, die während der Predigt herumgehen und auf die Schlafenden achtgeben, nach Gelegenheit sie aufwecken, ebenso sollten sie durch den Pfarrer von der Canzel ermahnt werden, auch sollte ein jeder Nachbar aufpassen den Schlafenden durch Stoßen oder in anderer Weise auferwecken…Das Volltrinken und Zusaufen ist allgemein üblich geworden. Der Pfarrer soll dieses Laster mit Ernst notieren, strafen und die Leute vermahnen. Auch bei der Zusammenkunft der Handwerker und der Gemeinen im Dorf will das Saufen allgemeinen werden. Der zum Saufen die Ursache gegeben, soll bestraft werden.

Zum Schulwesen wird folgende Ordnung unter anderem gegeben: „…Wenn Kinder fünf Jahre alt sind, sollen sie, nachdem auf der Kanzel die Abkündigung geschehen ist, in die Schule gehen und zwar nicht nur im Winter, auch im Sommer…Die Einschickung in die Schule ist zu fördern, dass sie auf einmal geschehe, und die Kinder, wo nicht alle auf einen Tag, jedoch wenigstens einmal in der Woche alle zusammenkommen. Wenn die Eltern die Einschulung vergessen, dann soll der Pfarrer bei den Eltern die Schule in Erinnerung rufen“.

Dann geht es mit den Verboten bis in das Familienleben hin ein – und das vor 300 Jahren.

„….Die Hochzeiten sollen gemeiniglich auf einem Montag oder Dienstag abheben. Bräutigam und Braut sollen neben ihren erbetenen Gästen nüchtern in die Kirche gehen und nicht vorher sich vollsaufen…Wer das übertritt, soll einen Reichstaler Strafe geben. Kommt jemand zur Hochzeit, der nicht mit in der Kirche gewesen ist, soll er einen Reichstaler in die Armenbüchse geben. Dem Pfarrer, so er die Hochzeit verrichtet, soll einen Taler bekommen, ohne dies aber steht es jedem zu nach Vermögen und guten Willen, zu geben, was er verehren will“.

Das „Schnupptüchergeben“ soll hiermit aufgehoben sein. Zur Verlobung dürfen keine Gäste geladen werden, ansonsten 15 Reichstaler Strafe!

Selbst die Taufe wird bei den Verboten mit in den Blick genommen.  So musste hier schon im Vorfeld beachtet werden:

„In des Kindvaters Hause so gleicher Gestalt vor gehaltener Taufe keine Gasterei oder Gesaufe gelitten werden, es wäre denn, dass ein Pate aus der Fremde kommt, dem möchte notdürftiges Essen und Trinken aufgetragen werden, jedoch nicht über das Maß gezecht werden, sondern der Kindesvater, Pate und andere erbetene Gäste nüchtern der heutigen Taufe beiwohnen mögen, bei Straf 10 Taler.“

Immer wieder werden auch Beschreibungen der Todesumstände dem Bestattungseintrag im Kirchenbuch beigefügt:

„Am 7. September 1713 wird hier in Crock Hans Traut, der aus Hirschendorf stammte, beerdigt, welcher mit seinem Nachbarn ins Holz gefahren, auf dem Heimweg aber sitzt er auf der Deichsel, vielleicht nickend, fällt hinter sich herunter und wird von einem Rad dermaßen beschädigt, dass er nach 1 h gestorben und also tot nach Waffenrod getragen worden.“

Im Jahr 1731 kommt die jetzige Orgel in die Kirche. Sie wird im Altarraum aufgestellt, auf einer zu diesem Zweck eingebauten Empore. Der Altarraum war nun düster und sehr eng. Die Chorfenster waren damals durchsichtige Scheiben, welche beim Orgeleinbau wegen eventueller Beschädigungen „verbrettert“ wurden. Erst 1908 wurde die Orgel auf die 2. Empore im Kirchenschiff gehoben und bunte Glasfenster in den Altarraum eingebaut. Nur war dieser wieder ein wahrer Andachtsraum mit Licht und bunten Fenstern.

Ein Jahr später, am 18. März 1732, wird eure Euphrosina Weißleder hier unehelich geboren. „Der Vater, Schmiedegeselle Andreas Bauer, ein aufgeblasener und fürnehmer Kerl, hat sich auf keinerlei Weise zum Geständnis der Wahrheit bequemen wollen, sondern auf das Extremun ankommen lassen, dann hat er sich doch zum Kindsvater erklärt.“

Auch das war möglich. Am 1. Juli 1733 wird Catharina Hoffmann hier beerdigt, mit 61 Jahren. „Eine von Natur schlechte und einfältige Weibsperson, welche bis zuletzt von guttätigen Herzen Beisteuer ihren Unterhalt gehabt und bald bei diesem oder bei jenem gewohnt hat“.

Am 31. März 1758 wollte Johann Melchior Griebel aus Oberwind, 68 Jahre alt, Getreide mit dem Schubkarren auf die Biberschläger Mühle fahren, aber er fiel viel auf dem Berg um und starb plötzlich.

Im selben Monat starb nach achttägiger Krankheit Frau Anna Margarethe Bauer, eine geborene Rechlin von Oberwind gebürtig. Sie war die dritte Frau des Schullehrers Andreas Bauer, welche er 1726, am 13. Juli in der Kirche zu Schwarzbach heiratete, „wo selbst sie als Köchin in dem hochadeligen Schloss gestanden“. Den Grabstein von Andreas Bauer können wir jetzt in der Kirche bewundern. Er wurde von der Umgebungsmauer der Kirche jetzt zum Schutz im Kirchenschiff aufgestellt. Bei dieser Aktion wurde die Rückseite des Steines freigelegt und dort konnte man den Kurzlebenslauf der dritten Ehefrau lesen. Da der Herr Lehrer dreimal verheiratet war, heißt dieser Grabstein auch der 3 Weiberstein im Volksmund.

Am nächsten Sonntag, dem 6. nach Trinitatis 1764, vor 225 Jahren, schlug ein Kugelblitz in den vollbesetzten Vormittagsgottesdienst ein. Der Blitz kam zur Nordwand herein, fiel über die Emporen herunter und rollte bis in den Altarraum. Dieser Blitz tötete 5 Gottesdienstbesucher und verletzte 20 Personen ernsthaft:

  • Johann Simon Fischer, 58 Jahren
  • Nikolaus Zapf, 66 Jahre
  • Johann Michael Löffler, 48 Jahre
  • Johannes Erasmus Koch, 34 Jahre und
  • Catharina Elisabeth Hölleinin, 36 Jahre.

Ich habe mir die Mühe gemacht, um die Nachfahren von Johann Simon Fischer herauszusuchen. Damals war er Nachbar des Pfarrhauses und der Nachfahre ist immer noch Nachbar. Doch der jetzige Mitnachbar unterscheidet sich von seinen Vorfahren darin, dass der Vorfahre Johann Fischer fleißig den Seinigen die Bibel und andere im Haus habende Bücher vorlas. Er hielt darüber hinaus zum öfteren seinen Morgen-und Abendandachten mit seinen Hausgenossen unter „symphonierender“ Harfe und Violine, welches die Nachbarschaft „zum Aufmerken“ ermunterte. Als er so plötzlich starb, hielt er das Gesangbuch aufgeschlagenen in den Händen mit dem Lied: Nimm von uns Herr, du getreuer Gott. Eine zweite Linie ergab sich zu Frau Helene Bauer, verwitwete Reich und Dietrich.

Die Kirche selbst wurde so zerstört, dass die Kirchgemeinde mit den Reparaturen bis zum Jahr 1838 zu tun hatte. Ganze 74 Jahre lang.

1817 wird von „oben“ angeordnet, dass das 300-jährige Reformationsfest in den Herzoglichen Lande von Hildburghausen drei Tage lang gefeiert wird. Vom 31. Oktober bis zum 2. November.

Am 31. Oktober 1817 ertönte in Crock das Morgengeläut mit allen Glocken, auch mit den Glocken von Gemeindeturm. Musik und Gesang begrüßten das Jubelfest auf den freien Plätzen im Ort.  Des weiteren wurde an allen drei Tagen die Kollektenbecken vor den Kirchtüren aufgestellt. Von den gesammelten Gaben ist die Hälfte an die Schule abzugeben, die andere Hälfte zur Anschaffung von Bibeln für Arme.

Am 22. Februar 1840 läuft der Feuerläufer Löbel von Crock nach Oberwind und brachte die Feuerbotschaft: Es wäre Feuer in Rod. Die Feuerwehrmannschaft von Oberwind kam bis eine viertel Stunde unterhalb Goßmannsrod, wo die Botschaft „wieder zurück“ kam, da das Feuer nieder gebrannt war. Es brannte damals in Rod dem Meisel ein Stadel ab.

Am 1. März (1840) ging die Hebamme Geyer in Crock zu Hause fort und wollte in die Kirche gehen. Als sie aber unweit dem Dorfe, nämlich bis dahin, wo die Pfarrsteine aufhören – von Crock nach der Kirche zu –  kam, rührte sie ein Schlag und sie blieb wirklich tot.

Am 4. Mai (1840) kam Feueralarm von Crock her nach Oberwind, die dortige Feuerspritze und Mannschaft von dort kam bis nach Rappelsdorf bei Schleusingen. Es hieß: es wäre Feuer in Themar, welches aber nicht in Themar war, sondern in Sondheim in der Rhön. Ich kann mir gut die Rückfahrt vorstellen. Mit der Oberwinder Feuerwehr konnte man es aber auch machen. Allein die Kilometer, die jedes mal zu bewältigen waren.

Ein Jahr später, am 1. Januar 1841, wurde in der Kirche zu Crock keine Musik gemacht, wegen eines besonderen Zwiespalt und Zwist, der Crocker und Oberwinder Kirchenleute. Nichts ungewöhnliches, oder?

Am 10. Januar (1841) liegt jedenfalls dann so viel Schnee, dass die Männer von Oberwind bis an den Leib in dem Schnee stapfen mussten, um zum Gottesdienst nach Crock zu kommen. Nun könnte man ja noch einmal fragen, wer an dem Zwiespalt und Zwist schuld war?

Am 17. September 1844 wird eine neugeborener Knabe in der Crocker Flurgemarkung auf einer Wiese an der Goßmannsröderr Grenze tot aufgefunden.

1853 gibt es eine Statistik über Crock, die ganz interessant ist. Im Ort gibt es:

  •  9 Hauptgebäude
  • 100 Wohnhäuser
  • 6 Werkhäuser
  • 611 Einwohner
  • 121 Familien
  • 1.039 Stück Vieh (davon 474 Rinder, 376 Schafe, 130 Schweine, 80 Ziegen und nur 6 Pferde).

Weiter heißt es im Bericht: „Die Häuser sind zum guten Teil freundlich. Die Einwohner bilden ein zwar ruhiges und haushälterisches, dabei derbes und kirchliches Volk, auch im wohltätigen nicht recht vorwärtsschreitend.“ Als Pfarrer frage ich mich jetzt, was trifft davon nun noch heute zu?

Am 2. Mai 1858 wird das Kind Hermann Theodor Friedrich Bräutigam geboren. 21 Jahre später – man bedenke – erscheint hier vor dem Herzoglichen Pfarramt der Tagelöhner Caspar Elias Bräutigam aus Veilsdorf und erklärt, dass es sein leibliches Kind sei und bitte darum, dass es in Zukunft seinen Namen führen dürfe. So ist es dann auch geschehen.

1865 brennt es in Crock. Darüber gibt es unter anderem ein Verzeichnis der abgebrannten Schulkinder in Crock nebst Angaben der abgebrannten Schultaschen. Obwohl am Schluss nochmals festgehalten wird, dass keine Personen zu beklagen sind:

  •  Gustav Langguth 17 Jahre, 1 Bibel verbrannt
  • Eduard u. Emma Schlund  13 u. 7 Jahre, 2 Schultaschen verbrannt
  • Catharina Schlund   6 Jahre, Lesebuch und Bibel verbrannt
  • Amanda Geiger   6 Jahre, 2 Griffel, 1 Tafel verbrannt
  • Heinrich Witter   6 Jahre, 2 Griffel verbrannt, ansonsten Schultasche gerettet.

In der Dorfzeitung werden die Spenden veröffentlicht, die für die Abgebrannten einkamen:

Aus Schweinfurth, von dem Kaufmann Fischer 5 Gulden und 5 Kreuzer,
von der Samenhandlung des Herrn Hucke in Achelstädt eine Zusendung an Runkel-, Kraut- und Salatsamen,
von der Biberschläger Gemeindeverwaltung 16 Baumstämme im Wert von 50 Gulden,
seiner Hoheit, der Herzog 300 Gulden, ihre Hoheit, Frau Herzogin 200 Gulden,
aus Veilsdorf  51 Bund Strom.

Das war schon eine echte und spontane Hilfe für die betroffenen Familien in Crock.

Die abgebrannte Häuser wurden alle in einem Jahr wieder aufgebaut, nur der abgebrannte Gemeindeturm, auf der Gaststätte „Zum grünen Baum“, mit einer Uhr und zwei Glocken wurde nicht wieder aufgerichtet.
Damals war Pfarrer: L. Dittmar, Bürgermeister: Heinrich Götz und Gerhard Bauer das älteste Mitglied im Dorfausschuss, 68 Jahre alt.

Jetzt gab es etwas Interessantes für die Dorfbevölkerung.

1865 werden zwei Sträflinge entlassen: Karl Bauer, der wegen Notzucht ein Jahr Arbeitshaus abbüssen musste. Nach der Entlassung trat Bauer wieder in die Lehre bei seinem früheren Lehrherrn Maurermeister Zang in Eisfeld, wo er bis zur Herbstzeit blieb. Danach war er beim Hausbau in der eigenen Familie beschäftigt.

Entlassen wurde auch der 19 Jahre alte Maurerlehrling Adam Bauer, der ebenfalls ein Jahr Arbeitshaus absitzen musste. Er hatte Diebstahl aus Eigennutz betrieben und 40 Gulden geklaut.

Am 2. Juni 1867 heiratete der Weber und Bauer von Crock, Johann Nicol Kost im Alter von 23 Jahren die geschiedene Frau Elisabeth Götz, die 30 Jahre alt ist. Frau Götz war vorher mit Herrn Ernst Philipp Hanft von Merbelsrod verheiratet, welcher aber nach Amerika „entriss“, worauf Ehescheidung erfolgte nach geschehenem Antrag. Dieser garnicht mal so große Altersunterschied war damals so ungewöhnlich, dass er es in die Chronik geschafft hat.

1902 bittet Pfarrer Goepfert den herzoglichen Landrat in Hildburghausen um eine Nachkirchweihtanzveranstaltung für seine Gemeinde.  Das Antwortschreiben fällt knapp aus: „An den Gemeindevorstand in Crock zurück: Für Montag den 9. des Monats kann keine Erlaubnis zur Tanzabhaltung gegeben werden.“

1903 hat das Schöffengericht in Eisfeld mit Crocker Bürgern zu tun. Hier Auszüge aus der Eisfelder Zeitung:

„Der Schmiedegeselle Armin Franklin Lützelberger von Crock war angeklagt, am 22. März des Jahres in der Schmidtschen Wirtschaft in Crock dem daselbst wohnende Tünscher Armin Hofmann eine Porzellanteller an den Kopf geworfen zu haben. Lützelberger wurde unter Annahme von milderen Umständen nach dem Antrag des herzoglichen Amtsanwalts zu 24 Mk und 8 Tagen Gefängnis und den Kosten verurteilt.“

„Der ledige Maurer Richard Raimund Hörnlein von Crock war angeklagt, am 16. Februar den daselbst wohnenden ledigen Armin Beiersdorfer körperlich verletzt und misshandelt zu haben. Seiner vielen Vorstrafen wegen wurde Hörnlein zu 2 Monaten Gefängnis und den Kosten verurteilt.“

„Der ledige Drechsler Max August Kirchner von Crock war angeklagt, am Musterungstage, den 23. März des Jahres im goldenen Lamm hier groben Unfug verübt und bei seiner Arretur durch die Polizeisergeanten Krapp und Bräutigam sich des tätlichen Widerstands gegen dieselben schuldig gemacht zu haben.  Kirchner wurde nach dem Antrag des Herzoglichen Amtsanwalts wegen geringen Widerstands zu 21 Mark oder 7 Tagen Gefängnis und den Kosten verurteilt. Wegen groben Unfugs, begangen am 23. März des Jahres im goldenen Lamm zu Eisfeld, hatte der ledige Schmied Friedrich Lützelberger von Crock, vom hiesigen Magistrat eine Strafverfügung über 4 Mark erhalten, gegen welche er Einspruch erhoben hatte. L. wurde in dem heutigen Termin zu 8 Mark oder 4 Tagen Haft und den Kosten verurteilt.“

Pfarrer Goepfert hatte während seiner Amtszeit in Crock folgende Ämter neben dem pfarramtlichen Dienst inne: das Amt der Gemeindewaisenrates, Vorsitzender des Sterbekassenvereins, Mitbegründer und Vorsitzender des Obst- und Gartenbauvereins, Mitbegründern und Vorsteher des Raiffeisenvereins, Mitbegründer und Schriftführer des Frauenvereins. Seine Frau war Vorsitzende des Frauenvereins und Gründerin des Jungmädchenwerkes.

1921 findet das Gustav-Adolf-Fest in der Crocker Kirche statt. Darüber stand in der Zeitung zu lesen: „Crock, 18. September. „Spät kommt ihr, doch ihr kommt“, so durften wir heute dem Vorstand des Gustav-Adolf-Zweigvereins Eisfeld zurufen, der sein Jahresfest bei uns feierte. Bekränzte Schulkinder belebten es. In der einfach, aber sinnig geschmückten Kirche fand nachmittags 2 Uhr der Gottesdienst unter zahlreicher Teilnahme statt. Die reichlich ausgestattete Festliturgie hielt der Ortsgeistliche, die Predigt Pfarrer Diestelmann aus Heubach auf Grund von Römer vor 14,9, in der er zeigte, wie der Gustav-Adolf-Verein zum Frieden und zur Besserung untereinander diente. Vor und nach der Predigt sang der gut geschulte Kirchenchor unter Leitung des Lehrers Beez in trefflicher Weise und hob die Andacht. Die Klingelbeutelsammlung während des Gottesdienstes für Crock ergab 65,15 M, die Beckensammlung für die Konfirmandenanstalt Wolfskirch in Posen 92,15 M. Bei der Nachfeier im Geutherschen Saale war der Raum dicht besetzt. Nach Vortrag eines Begrüßungsgedichtes durch den Primaner Schumann aus Hildburghausen und eines Gedichtes durch ein Schulmädchen begrüßte der Ortspfarrer herzlich die Gäste. Danach sprach Ingenieur Schumann in packender Weise über die Zustände in Oberschlesien. Der Erfolg seiner Rede war nach einem launigen und eindringlichen Appell seitens des Oberpfarrers 260 M für die evangelischen Glaubensgenossen in Oberschlesien. Durch Schulkinder trefflich vorgetragene Gedichte und erhebende Chorsänger wechselten miteinander ab; inzwischen trug Lehrer Anacker aus Eisfeld den Jahresbericht mit Wärme und Klarheit vor. 3.000,- M gegen 1.069,- M im Vorjahr wird der Zweigverein dieses Jahr aufbringen. Das inländische Drittel erhielt Neustadt a.d. Saale. Zum Schluß sang der Kirchenchor des Kindes Abendgebet, und der Oberpfarrer konnte mit überschäumenden Dankesworten die gelungene Feier um 6 (18) Uhr schließen. Möchte die geweckte Liebe zur evangelischen Sache auch fernerhin sich reichlich betätigen!“

12 Jahre später -1933 – findet wieder ein großes Gustav-Adolf-Fest in der Kirche und im Ort statt. Pfarrer August Schwab ist Ortspfarrer, der selbst 1918 aus dem Baltikum geflohen war. In der Zeitung war zu lesen:

„Das Gustav-Adolf-Fest des Kirchenkreises ist am Sonntag in Crock abgehalten worden unter großer Beteiligung von nah und fern. Eine nach Hunderten zählende evangelische Wallfahrt zog den Irmelsberg, die dem Germanengott Irmin einst heilige Höhe, hinan durch den im Spätsommersonnenschein leuchtenden „Hain“ in die aus katholischer Zeit stammende Kirche, von der herab die evangelische Kirchenfahne die Freunde des Gustav=Adolfs=Vereins grüßte. Der Friedhof um das Gotteshaus herum führte die Gedanken in die Vergangenheit zurück, die durch die liebevolle Pflege der Gräber in unsere Gegenwart herüber reicht; und die Kinder mit ihren Blumenkränzchen stellten uns die Zukunft der Kirche vor Augen. Der Kirchenchor öffnete die Feier mit lateinischem und deutschem Gesang: ein Sinnbild der Einheit der Dauer der christlichen Kirche durch Jahrtausende hindurch. Und die schmetternden Klänge der Musik machen das Psalmwort wahr: Lobet den Herrn in seinem Heiligtum, lobet ihn mit Posaunen! Und der Prediger, ein aus russischen Gefängnissen und sibirischer Verbannung herübergekommener Pfarrer, schilderte die Christverfolgung drüben, im teuflichen Hass gegen den Gottesglauben, den Hunger und das Sterben der deutschen Stammesgenossen in der Fremde, die ihnen seit Jahrhunderten eine zweite Heimat geworden war, und ihr treues Festhalten am evangelischen Glauben trotz unvorstellbarer Not und unbeschreiblicher Qualen und Martern. Die Nachversammlung auf der sonnenbeschienenen Wiese zwischen Kirche und Irmelsbrunnen war ein Volksfest in echt thüringer Eigenart: Musik, Gesang, und Bratwurstduft. Der Redner führte uns noch einmal eine große Reihe von Bildern russischen Elends aus eigener Erfahrung vor Augen, anschaulich und erschütternd. Ach, wenn doch die vielen, die noch gleichgültig sind gegen Kirche und Staat, die noch  misstrauisch das Neuwerden im deutschen Land beobachten, wenn die doch einmal solche wahrheitstreuen und ungefärbten Schilderungen hören wollten. Es würde ihnen doch wohl eine Ahnung aufgehend von der Macht des Christenglaubens: wenn er nicht eine wirkliche Macht wäre, wäre der Haß dagegen nicht so groß und so erbittert – und eine Ahnung davon, wie dankbar wir sein müssen, dass unser Volk und unsere Kirche vor solchen Zuständen des Grauens und Entsetzens verschont geblieben ist – und eine Ahnung davon, dass wir nicht tatenlos zusehen dürfen, wie unsere Volks- und Glaubensgenossen zu Grunde gehen. Denke keiner: auf mich kommt‘s nicht an! Der Gustav-Adolf-Verein bringt aus vielen Gaben eine große Hilfe zusammen. 1.000.000 Mark hat er zu seinem Jubiläum aufgebracht außer der jährlichen Sammlung. Weise doch niemand den Sammler ab! Gebe doch jeder – nach Kräften.“

1945, in den letzten Kriegstagen, wird unsere Kirche von den Alliierten beschossen, drei Granatvolltreffer in den Turm. Die Reparaturarbeiten werden durch Herrn Max Bauer ausgeführt und belaufen sich auf 1.730,- Mark.

1949 lese ich in einem Brief des Ortspfarrers an den Landeskirchenrat in Eisenach:
„Die unzulässige Benutzung der Kirche Crock durch die Katholiken: Zum Gottesdienst am zweiten Pfingstfeiertag 1949 kam die Katholiken nicht nur aus den nächsten umliegenden Orten, sondern aus einem weiten Umkreis, ja selbst aus Hildburghausen waren katholische Gemeindeglieder anwesend, zum Teil durch Lastkraftwagen oder Traktor-Fahrzeuge. Unter den Katholiken sprach man ganz offen von einer Wallfahrt nach Crock. Im Gottesdienst selbst haben Jugendgruppen mit Wimpeln oder Fahne Aufstellung genommen. In das – in unserer Kirche von vorhandene Sakramentenhäuschen wurde ein  Licht gestellt, der Altar völlig abgeräumt. Dem zu begegnen, können nicht nur lokale Abwehrmaßnahmen ergriffen werden, sondern es müsste von zentraler Stelle aus hier Stellung genommen werden.“

Dem Pfarrer muss damals bei dem überfüllten Gottesdienst Angst und Bange geworden sein. Es wurde auch mir noch erzählt, dass ringsherum die Berge zum katholischen Gottesdienst schwarz gewesen wären, weil jedesmal so viele Katholiken kamen. Alles Umsiedler, die später Richtung Westen weiter gezogen sind. Die wenigen Katholiken, die geblieben sind, haben meistens einen evangelischen Partner geheiratet und sind evangelisch geworden. Auf meine Frage hin: warum?, gab es die Antwort, dass die evangelische Kirche räumlich näher ist. Die katholischen Gottesdienste wurden nach dem Brief an den Landeskirchenrat anschließend in der Kirche untersagt.

1952 wird der Konfirmandensaal im Pfarrhaus von Neujahr bis zum Frühjahr als Gottesdienstraum genutzt. Der Weg war natürlich für die Oberwinder Gemeinde zu weit. Dem Ortspfarrer gelang es, in der Oberwinder Schule Gottesdienste abzuhalten. Die Besucherzahl schwankte, man höre und staune, um 100 Gemeindeglieder pro Gottesdienst bei einer Einwohnerzahl von 280.

Hier will ich jetzt schließen. Die jüngste Vergangenheit ist noch nicht so interessant. Doch zum Schluss möchte ein Gedicht verlesen, welches ein Urlauber schrieb und der Gemeinde geschenkt hat.

„Gedanken zum Gottesdienst

Ein Gotteshaus wird dieses Kirchlein genannt,
ist in Crock und Umgebung sehr wohl bekannt.
Ich besuchte die Kirche und hörte der Andacht zu,
bekam durch den Pfarrer im innern die Ruh.

Der Gottesdienst am Sonntag war so schwach besetzt,
darüber war ich ein wenig entsetzt.
Hat die Menschheit wohl gar schon den Glauben verloren,
für uns doch alle, wurde der Heiland geboren.

Dies hat mich ein wenig bei der Andacht betrübt,
der Pfarrer sich wirklich Mühe ja gibt.
Die Gemeinde und all die Menschen zu führen,
dies tat mich im Inneren wohl sehr berühren.

Und wenn ich mal wieder eine Reise werd buchen,
dann werde ich die Kirche von Crock wohl besuchen,
werde still in der Bank mein Gebet dann verrichten
und all die Bedenken in mir wohl vernichten.“

Wie wird man über unsere Zeit in 500 Jahren urteilen? Ich meine, dass es dafür auch genug Stoff geben wird.

Für heute mag es genügen. Die Vergangenheit kann nachdenklich stimmen und uns aber auch Mut machen für die Zukunft. Denn eigentlich ist alles schon einmal da gewesen. Diese Kirche hat alle eure Vorfahren immer  wieder betreut und begleitet. Dafür haben eure Vorfahren auch immer wieder alles gegeben, denn sonst würden wir heute nicht in einer so schmucken Kirche sitzen, die 500 Jahre alt wird. Jede Generation muss dafür immer wieder etwas tun. Heute Abend wollen wir einen Grundstein für eine neue Orgel legen.

Die Broschüre mit der Heimatgeschichte von Crock ist natürlich mit 2,50 DM viel zu billig. Dieses Heft soll mehr kosten, mindestens 5 DM, es können auch 10 DM sein. Nach oben hin offen. Alles was über 2.50 DM eingenommen wird, ist für die Orgel bestimmt, die 80.000 DM kostet. Uns, als Gemeinde, müsste etwas daran liegen. Ich habe dieses  Heft geschrieben für euch zur Erinnerung an die eigene Geschichte und zum anderen für die neue Orgel. Jetzt seid ihr, liebe Gemeinde, am Zuge.

Danke.

 

Literaturhinweise

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Biel, Jörg, Der Keltenfürst von Hochdorf, Konrad Theiss Verlag, Stuttgart, 2, Auf!. 1985

Brückner, G., Landeskunde des Herzogthums Meiningen, Zweiter Teil, Verlag von Brückner und Renner, Meiningen 1853

Dahinten, Ernst, Geschichte der Heimat, II. Teil. Die Reformation in Stadt und Amt Eisfeld, Verlag Carl Beck, Eisfeld 1932

Decker, Johannes, Baivrechnunge… Der Pfarrkirchenn ufm Bergk Crockt, Handschriftliche Aufzeichnungen Crock, Archiv 1621

Dietzel, Carl, Baurechnung für Orgel und Kirchenreparatur in Crock, Handschriftliche Aufzeichnungen Crock, Archiv 1731

Dittmar, Ludwig, Zur Erinnerung an den 24. September 1865, als den Tag des großen Brandunglückes in unserem Dorf, Keyßner’sche Hofbuchdruckerei Meiningen 1866

Faber, Johann, Kirchspiel der Pfarr Crock, Schleusingen 1621

Grambs, Karl, Die Kirche zu St. Veit auf dem Irmelsberg bei Crock, Handschriftliche Aufzeichnungen Crock, Archiv 1974

Höhne, A., Leben der Heiligen für das katholische Volk, Verlag von Rudolf Barth, Aachen ca. 1903

Kern, Philipp Ernst, Eine Stimme vom Himmel: Wachet! Wachet! der Gemeine zu Crock   nach einem gewaltigen Blitze, Verleger Johann Gottfried Hanisch, Hildburghausen 1764

Krauß, Johann Werner, Beyträge zur Erläuterung der Hochfürstl. Sachsen-    Hildburghäusischen Kirchen-, Schul- und Landes-Historie, Verleger Johann Gottfried     Hanisch, Hildburghausen  1753

Außerdem

Abkündigungsbuch der Kirchgemeinde Crock von 1856-1863
Kirchenchronik von 1900-1988
Kirchenbücher von 1608-1980
Lose Aufzeichnungsblätter
Kirchrechnungen von 1608-1988

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