Gustav-Adolf-Jahresfest 1988 Crock

In 4 Tagen pilgern 400 Leute durch`s Pfarrhaus.

Auszug aus meinem Tagebuch, 08.02.1988

Neben meinem ganz normalen Pfarrdienst arbeite ich auch ziemlich unter Zeitdruck an den Vorbereitungen der Gustav-Adolf-Jahrestagung der DDR (Deutsche Demokratische Republik). Quartiere, Essen, Einreisegenehmigungen, Druck von Anmeldungen mit Extrawünschen, Programme und Plakate gestalten.

Veranstaltungsgenehmigungen beim Rat des Kreises Abteilung „Grenz- und Kirchenfragen“ einholen, was zur Verägerung mit den Pfarrkollegen führt…150 Quartiere habe ich für die Dauergäste besorgt, auch alle  Gemeindeabende und Gottesdienste in 22 Orten der Superintendentur Eisfeld vorbereitet. Zum Festgottesdienst und anschließendem Gemeindefest in der Crocker Kirche zählen wir 2.000 Besucher.

10.06.1988

Die Bäckersfamilie Geuther und Muche hat zu diesem großen Fest sogar ihre Öffnungszeiten erweitert, damit allein die 150 Übernachtungsgäste und die fast 1500 Tagesbesucher auch entsprechend verpflegt werden können. Gestern gestaltete der Wuppertaler Posaunenchor in der Eisfelder Kirche ein  herrliches Konzert, zu dem 700 Besucher kamen.

13.06.1988

Im Crocker Pfarrhaus, 1. Etage, tagt der Gustav-Adolf-Vorstand der DDR  und bedankt sich  unter anderem für die Vorbereitungen des Gustav-Adolf-Jahresfestes der DDR in Crock bei dem Vorsitzenden der Gustav-Adolf-Gruppe Thüringen, Pfarrer Hinz. Der Dank kam aber nicht im Erdgeschoß an. Auch die Westreise, als Dank für Vorbereitung und Durchführung der Veranstaltung, hat er dann auch gleich selber wahrgenommen. Ich hab es erst nach Wochen erfahren, was da in der 1. Etage unseres Pfarrhauses geredet wurde. Da habe ich dann meine Mitarbeit im Gustav-Adolf-Werk aufgegeben. Einfach unkollegial. Getreu dem Motto der Gustav-Adolf-Tagung 1988: Siehe, wie fein und lieblich ist`s, wenn Schwestern und Brüder einträchtig beieinander wohnen.“ (Psalm 133,1). Ha, Ha, Ha,….

Filmausschnitte vom Gustav-Adolf-fest in Crock 1988
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Ein Wuppertaler Gast hat alles mit der Kamera festgehalten. Hier ein paar Ausschnitte. Der Wuppertaler Posaunenchor, die Crocker Blasmusik und der Crocker Kirchenchor haben diesen Festgottesdienst mit gestaltet. Der Film ist 2020 erst als Video aufgetaucht und wurde digitalisiert.

 

Der Wuppertaler Gast hat alles an diesem Tag gefilmt. Hier nun ein Ausschnitt zur Crocker Blasmusik auf der Kirchenwiese.

 

Dezember 1988, Rückblick im Weihnachtsrundbrief

„…Während der ganzen Zeit arbeitete ich unter Zeitdruck an den Vorbereitungen der Gustav-Adolf-Jahrestagung der DDR in der Superintendentur Eisfeld. Quartiere, Essen, Einreisegenehmigungen, Druck von Anmeldungen mit Extrawünschen, Programme und Plakate, Veranstaltungsgenehmigungen und Ärger mit den Kollegen. Dabei waren meine Nerven aufs Höchste gespannt, denn der sogenannte „Sozialistische Gang“ schien manchmal Rückwärts zu gehen. Ein Lichtblick war wirklich das Engagement der Gemeinde: der Crocker Frauenkreis des Gustav-Adolf-Werks bereiteten schon lange das Gemeindefest für den Sonntag vor, der Wirt renovierte seine Gasträume, der Kantor vertonte ein Crocker Heimatlied, und die Gemeindeglieder reichten Urlaub für diese Festtage ein. Am 2. Juni war es dann soweit. In den kommenden 4 Tagen sollten fast 200 Leute durch unser Haus pilgern. Das („Klubhaus Gottes“ war Veranstaltungsbüro, Versammlungsort, Kaffeeküche, Aufenthaltsraum, Begegnungs- und Diskussionstreffpunkt. Die 414 Jahre alten Balken des Pfarrhauses haben sich gebogen. 150 Quartiere hatte ich besorgt sowie alle Gemeindeabende und Gottesdienste in 22 Orten vorbereitet. Zu unserer großen Freude reiste der Wuppertaler Posaunenchor mit 45 Personen ein und sollte uns in den kommenden Tagen oft und gut aufspielen, so dass uns die Musik heute noch in den Ohren klingt.

Was in meinen Kräften stand, war getan…aber das Wetter? Waren wir doch am Sonntag zum großen Fest auf dem Kirchengelände auf Sonne angewiesen. Ein Gemeindehaus gibt es im Kirchspiel nicht. Doch am Sonntag schien die Sonne und zum Gottesdienst kamen rund 2.000 Menschen in die „feste Burg“. Leider passten nur 1.300 Gemeindeglieder in die Kirche. Eine alte Feststellung aus der 400 Jahre alten Chronik wurde für mich erlebbar: „Es herrschte so ein Gedränge, so dass das Gemäuer Schaden nahm.“ Das sind wohl die schönsten Schäden im Pfarrerleben. Im Gottesdienst haben viele Gäste aus der UdSSR, CSSR, Österreich, BRD, Schweden und der DDR dazu beigetragen, dass es ein richtiges Fest zum Lob Gottes wurde. Ihre Glaubenszeugnis haben uns berührt und bleiben in der Erinnerung. Am Montag dann, alle Veranstaltungen im Freien lagen hinter uns, gab es ein wahres Unwetter mit Sturm, Regen und Kälte…“

Die Art der Beflaggung zum Gustav-Adolf-Fest stieß bei der Partei auf Unverständnis 1988.

Die Art der Beflaggung zum Gustav-Adolf-Fest stieß bei der SED-Partei auf Unverständnis, 1988.

Berichterstattung

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DBerichterstattung.

Berichterstattung.

„Empfangen und teilen

Jahrestagung des Gustav-Adolf-Werkes in Crock

Am ersten Juniwochenende trafen sich Vertreter des GustavAdolf –Werkes in der DDR zu ihrer Jahresversammlung in Crock in der Superintendentur Eisfeld. Das gab es bis her noch nicht, daß eine solche Zusammenkunft in einem Dorf stattfand und von den Dorfbewohnern geradezu zu einem Volksfest gestaltet wurde. Unter den etwa 150 sten waren weitgereiste aus Ungarn, Österreich, der CSSR, Schweden, der Sowjetunion und der BRD.

Im Mittelpunkt der Tage, unter dem Thema: Siehe, wie fein und lieblich ists, wenn Schwestern und Brüder einträchtig beieinander wohnen(Psalm 133, 1), standen Berichte aus den Diasporakirchen und Informationen zu den Arbeitsvorhaben des Werkes. Wurden am Donnerstag und Freitag Gemeindeabende mit unterschiedlicher Thematik, zumeist mit Lichtbildern, in den Kirchgemeinden der Superintendentur gehalten, so waren alle am Sonnabend zum Festkonzert in die 500 Jahre alte Kirche nach Eisfeld gekommen. Die große Hörergemeinde wurde durch volkstümliche Musik erfreut, dievom Posaunenchor Wuppertal, dem Hirschendorfer Folkloreensemble und dem Kirchenchor Eisfeld dargeboten wurde

Die Gottesdienste in den Kirchgemeinden am Sonntagvormittag wurden von Gästen aus dem Bereich der evangelischen Kirchen in der DDR gehalten. Gingen diesen Tagen Zusammenkünfte der Kinder, der Jugend und der Frauen voraus, so fanden sich alle noch einmal zum Fest-Gottesdienst, der sich anschließen den Stunde der Diaspora und einem Fest auf der Kirchwiese in beeindruckender Zahl zusammen. Die Predigt hielt Prof. Dr. Winkler, Halle/S., der neue Präsident des GAW in der DDR, der die Gemeinde aufforderte, im Blick auf das Thema der Tage die freundliche Distanz zu überwinden und als Familie Gottes zu leben. Die Freude über die Gemeinsamkeit in diesen Tagen wurde am Abend im Dorfgasthof „Zum Gnen Baumnoch einmal durch das Hirschendorfer Folkloreensemble und die Crocker Blasmusik zu einem weiteren Höhepunkt geführt

Für manchen Besucher mag der Baum vor dem Gasthof auch ein Zeichen der Hoffnung sein. Wie dieser Kraft und Lebenssaft aus großer Tiefe holt, so ließen sich alle, Gäste wie Einheimische, vom unvergänglichen und lebendigen Wort Gottes als der entscheidenden Lebenskraft ansprechen. Die Stärkung im Glauben, aber auch die Bereitschaft zur Mithilfe bei den Aufgaben des Werkes, fanden sichtbaren Ausdruck in hohen Opfern und Spenden der Kirchgemeinden und der Feiernden. Manchem sollen beim Abschied Tränen in den Augen gestanden haben. Wir Gäste danken herzlich für die ganz außerordentliche Gastfreundschaft der Crocker, die uns liebevoll in ihre Häuser aufnahmen und bewirteten, deren Bäcker sogar am Sonntagmorgen frische Brötchen buk, deren Kirchenchor im Festgottesdienst ein Heimatlied uraufführte, und deren Pfarrersleute Ziegner und eine große Helferschar dieses Fest ermöglichten. An diese Tage werden wir alle noch lange gern und dankbar zurückdenken.
Friedrich Böhler (aus Kirchenzeiotung Glaube und Heimat 1988)“

Berichterstattung

Berichterstattung

„Der Wirt zum grünen Baum“ hatte extra renoviert
Die Jahreshauptversammlung des Gustav-Adolf-Werkes – ein „europäisches Dorffest“

Im Dörflein Crock in der Superintendentur Eisfeld dort, wo der Südhang des Thüringer Waldes zum Werratal hin abfällt fand im Juni die Jahreshauptversammlung des GustavAdolfWerkes in der DDR statt. Den Organisatoren war es vortrefflich gelungen, diese Tage zu einem wahren Dorffest werden zu lassen: Vom Winkelund Kirchenmuff, der dem Diasporahilfswerk gelegentlich nachgesagt wird, war da nichts zu spüren

Aus allen Fenstern des Dorfes, hinter denen gewiß zum ersten Mal in seiner jahrhundertealten Geschichte etwa einhundert Gäste nationaler und internationaler Herkunft aufs gastfreundlichste einquartiert waren, grüßten die gelb blauen Plakate des GustavAdolf-Werkes. Kirchenfahnen wehten. Blasmusik erklang, Volkstrachten wurden ausgeführt: Gottes Reich wurde in der Öffentlichkeit als ein ..Hörreichund ein „Sehreich(Luther) anschaulich und anhörlich. Während derartige Veranstaltungen eines kirchlichen Arbeitszweiges in den großen Städten nicht selten im Überangebot untergehen, war es für das Dorf ,,das Fest des Jahres

Der Kantor hatte eigens für diesen Anlaß eine Dorfhymne komponiert; der Bäcker buk sogar sonntags frische ExtraBrötchen; der Wirt ,,Zum grünen Baumhatte für die Versammlungen den Saal renoviert. Mit Lichtbilderabenden, Gastpredigten und bunten Nachmittagsprogrammen in Gemeinden der Umgebung stellten die (fast sämtlich ehrenamtlichen) Mitarbeiter des Hilfswerkes einige Bereiche Ihrer Arbeit vor

Evangelischen Christen im Inund Ausland, die sich heute in ihrer Umgebung extremen Minderheitssituationen ausgesetzt sehen, wird materiell und seelsorgerlich geholfenAber der Weg von der Hilfsbereitschaft und Spendenfreudigkeit zur Verwirklichung präziser Hilfsaktionen ist oft mühsam und gewundenNicht wenige GustavAdolfLeute setzen hier viel Zeit, Geduld und Phantasie ein

Höhepunkt war das GustavAdolf Fest am Sonntagnachmittag in der alten Wallfahrtskirche Crock, die hoch über dem Ort malerisch im Wald gelegen ist. Zum Gottesdienst mit anschließender „Stunde der Diasporawar die Kirche brechend gefüllt, manche Besucher standen zwei Stunden lang an den Türen.

Gäste aus der Bundesrepublik Deutschland, Österreich, der CSSR, der Sowjetunion, Ungarn und Schweden kamen zu Wort. Zum Grußwort allerdings nur, und hier liegt eine entscheidende SchwächeDer Austausch von artigen Grüßen genügt dem Informationsbedürfnis zeitgenössischer Gemeindeglieder nicht mehr. Man sollte die Gäste doch bitten, in wenigen Minuten lieber etwas Spezifisches über ihre gegenwärtige kirchliche Lage zu sagen als vom vorangegangenen Untergruppentreffen in X. oder vom Schwiegervater des nur Eingeweihten bekannten Hauptgruppenleiters in V. noch so herzlich zu grüßen. Einige Gäste bewiesen, daß dieses durchaus verantwortlich möglich ist

Anschließend entfaltete sich im Freigelände rings um die Kirche ein buntes Treiben wie im Vorhof des Tempels zu Jerusalem. Mit dem Kuchenangebot der Frauen des Dorfes hat an diesem Nachmittag nicht das teuerste Restaurant im ganzen Land mithalten können! Selbst Jesus mußte es wohl gefallen haben, denn er schritt ruhig hindurch durch die große Familie Gustav Adolfs, die in Gesprächen miteinander und in froh gelöster Stimmung beisammen war. (Arndt Haubold)“

Tanz im "Grünen Baum", Crock 1988, GAW

Tanz im „Grünen Baum“, Crock 1988, GAW

Bischof Radtke mitten drin 1988, GAW

Bischof Radtke mitten drin 1988, GAW

Zeitungsausschnitt Gustav-Adolf-Blatt, Kassel 1988.

Zeitungsausschnitt Gustav-Adolf-Blatt, Kassel 1988.

Gustav-Adolf-Zeitung, Kassel 1988.

Gustav-Adolf-Zeitung, Kassel 1988.

Die Einladung zum GAW-Fest 1988.

Die Einladung zum GAW-Fest 1988.

Festprogramm GAW

Festprogramm GAW

Der Wuppertaler Posaunenchor beim "Wecken" vor dem Pfarrhaus 1988.

Der Wuppertaler Posaunenchor beim „Wecken“ vor dem Pfarrhaus 1988.

Festprogramm GAW

Gustav-Adolf-Fest auf der Kirchenwiese St. Veits-Kirche Crock

Das Crocker Pfarrhaus wurde geflaggt für das Gustav-Adolf-Jahresfest 1988.

Das Crocker Pfarrhaus wurde geflaggt für das Gustav-Adolf-Jahresfest 1988.

Diese Art der Beflaggung war den SED Genossen völlig neu.

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